Volltext: Catharina Regina von Greiffenberg (1633-1694)

58 
sehr beabsichtigten Sentimentalitaͤt verhuͤllt manchen 
frischen Gedanken, deckt manches frohe Bild. 
Ihn erst aufheben oder durchdringen zu muͤssen 
bedeutet Ermuͤdung. Die Schoͤnheiten der folgen— 
den Verse werden erst nach Bewaͤltigung der ein— 
leitenden Worte offenbar: 
„Es kann mein Geistgeschick mit dieser Zeit sich 
gleichen.........“ 
5 
(es folgen fuͤnf Zeilen) 
„Voll Trosts, es komm nun bald die Sreud und 10 
Blumenzeit, 
Den frohen Sruͤhlingsport nun eher zu erreichen. 
Ach Schmerz verkehrter Schluß! Jetzt kommet 
erst geflogen 
Das weiße Wolkenheer, der gruͤnen Hoffnung Grab.“ 15 
Notwendig war es, den Kern von der druͤcken⸗ 
den Schale erst zu loͤsen. Und dieser Bann 
schließst manchmal einen ruhigen Genuß aus. 
Vor allem aber — da er beabsichtigt ist — ver— 
hindert er den Leser, mit feingespitztem Ohr das » 
Seelenleben der Dichterin so zu erlauschen, wie 
er es ersehnte. Wohl ist ihm oft, und nament— 
lich in den eben besprochenen lyrischen Dichtungen 
ein Mitfuͤhlen, ein Mitempfinden verstattet, ein 
Miterleben aber gewaͤhrt jene illusionsferne Zeit 
nicht. Entschließen wir uns, auf letzteres un— 
bedenklich zu verzichten, so muͤssen wir zugeben, 
daß heute die Sonette Catharinas von Greiffen⸗
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.