Volltext: Catharina Regina von Greiffenberg (1633-1694)

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am Kreuz gesprochenen Wort ein eigenes Sonett 
widmet, jeden begleitenden Nebenumstand genau 
beschreibt, ist manche Perle in ihnen zu finden, 
die in spaͤteren Dichtungen vergeblich gesucht 
werden wird. „HSoͤher als das Urteil aller“ steht 
der Heiland, „wie Spinnweben ist vor ihm aller 
Menschen Macht und List,“ er ist Catharinas 
„Lebens Kraft und Staͤrke, ja ihr Leben selbst,“ 
und so wuͤnscht sie, 
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10 „.... Daß mein Atem waͤr' ein lobdurchsuͤßter Wind, 
Und sternenwaͤrts auffuͤhrt die Slammen meiner Liebe.“ 
Als Mittelpunkt aller Wunder erscheint es ihr, 
„Daß der allherrschend Herr so willig war zu leiden,“ 
und jeder Streich, der bei der Geißelung Christus 
gegeben wird, lehrt sie „mehr als Platons ganzer 
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Wir stehen an einem Wendepunkt. Schon der 
eben angefuͤhrte Vers zeigt in ein neues Gebiet. 
An Stelle der freudig mitempfindenden Begeiste— 
ꝛd rung tritt zu Tadel und Lob die ernste Kritik. 
Die goͤttlich heiligen Empfindungen der Dichterin 
verlassend, richtet sich der Blick auf die in 
ihren Worten neben jenen erkennbaren irdischen 
Eigenheiten und menschlichen Sehler. Sobald 
Catharina beginnt, ihrer gelehrten Sreunde zu ge⸗ 
denken, wie hier, zieht sich die Muse erzuͤrnt 
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