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Dichterin, die vorerst noch die weibliche Scheu
abhielt, mit ihren Arbeiten in die öffentlichkeit
zu treten. Im engeren Kreise ihrer Nachbarn
war sie schon lange als Ister-Clio gefeiert. —X
dem Namen des an der Burg voruͤberfließenden
Baches gruͤndete sie fuͤr sich und eine kleine An—
zahl von Sreundinnen die Ister⸗VUymphengesell⸗
schaft, die bisher nur durch Anton Ulrich von
Braunschweigs Widmung am Anfange seiner
Hctavia literarhistorisch bekannt ist. Andere hohe 10
Adelige schlossen sich an. Der Besitzer der wenige
Meilen entfernten Schallaburg, Johann Wilhelm
von Stubenberg, als uͤbersetzer beruͤhmt, ward
um freundliche Durchsicht der „gespieleten Vers—
lein“ angegangen. Aber bald gesteht er: „an⸗ 15
jetzt ist die Schuͤlerin uͤber den Meister.“ So
wurde die Aufmerksamkeit des mit Stubenberg
befreundeten nuͤrnberger Dichters Sigmund von
Birken erregt, und dieser entschloß sich, die erste
dichterische Arbeit Catharinas mit einem uͤber⸗- 20
schwenglichen Lobgedicht einzufuͤhren. Aus dem
in schlichten Worten ausgesprochenen Dank der
Gepriesenen entwickelte sich allgemach ein aus—
fuͤhrlicher Briefwechsel, von welchem Catharinas
Episteln erhalten sind. An zweihundert Stuͤck 28
umfassend, reichen sie bis zum Jahre 1679. Durch
persoͤnliche Aussprache wurde das freundschaftliche
ODerhaͤltnis ausgebildet und gekraͤftigt. Wann