Volltext: Das Nachleben des Hans Sachs vom XVI. bis ins XIX. Jahrhundert

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der es nicht verdient, mit ausgeklopft worden. Sacer geht mit 
seinen Zeitgenossen und Vorgängern scharf ins Gericht. Besonders 
stark wird Zesen mitgenommen. Aber nicht nur die Kunstpoeten 
seiner Zeit, auch die Vertreter der volksmäßigen Dichtung früherer 
Tage dienen seiner Satire als Zielscheibe. Unter solchen Umständen 
darf es nicht wundernehmen, wenn Sacer, dem alles, was nur 
irgendwie nach Zunft riecht, verhaßt ist, auch an dem bedeutendsten 
Mitgliede der Meistersängerzunft nicht stillschweigend vorübergeht. 
So muß denn bei einer Erörterung über den Gebrauch einsilbiger 
Wörter in den „Nützlichen Erinnerungen“ (1661) auch „der vom 
Schuster-Geiste regierte Hanß Sachse“ neben dem Kirchenlieder- 
dichter Herman und einem unbedeutenden Bachmann als ein Poet 
von anfechtbarer Güte erscheinen.! Noch schärfer trägt Sacer in 
aänem Werke auf, das man erst seit neuerer Zeit ihm mit Sicher- 
heit zuschreiben zu können glaubt, in der satirischen Poetik „Reime 
dich oder ich fresse dich“ (1673).* Schon der langatmige Titel 
!äßt den Inhalt ahnen, er läuft auf eine Verspottung zunftmäßiger 
Poeterei hinaus. Die alte Volkspoesie und die platte Kunstpoesie 
verfallen in gleicher Weise der Geißelung. Die Einkleidung geschieht 
in der Weise, daß dem Hans Wurst in ironischer, mitunter ganz 
witziger Art Unterweisungen gegeben werden, wie er ein gekrönter 
Poet werden könne. Die Satire liegt vor allem darin, daß dem 
Hans Wurst aller möglicher Unsinn, gerade das Gegenteil vom 
wahren Poetischen, empfohlen wird. Störend sind die Wieder- 
holungen. Gleich die Weihe Hans Wurstens zum Poeten gibt einen 
Vorgeschmack des Folgenden (S. 3): „Ich weiß und schwere es 
bey dem Huffeisen des Gorgonischen Pferdes, bey dem Schu-Leisten 
Hanß Sachsens des Po@tens, bey des Caesii Rosenmunde, Rosen- 
{labbe oder Rosenschnute, bey allen Poeten und Poetastern, daß du 
zu dieser Kunst eben so geschickt bist ut ASINUS ad lyram, das 
ist, wie der Vogel zum fliegen.“ Er erklärt ihm dann (S. 9): 
„Poeten werden von Himmel angesteckt,“ sie brauchen nichts zu 
studieren. Da erscheint dann wieder als nicht auszulassendes Bei- 
! Nützliche Erinnerungen Wegen der Deutschen Poeterey, Alten 
Stettin, 1661, S. 42, 
2 Vgl. Goedeke, Grundr. 32, 239 (17), Borinski, Die Poetik der 
Renaissance, S. 297—-3083.
	        
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