Volltext: Das Nachleben des Hans Sachs vom XVI. bis ins XIX. Jahrhundert

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ist also ein ganz vornehmer Kreis, in den Hans Sachs hier hinein- 
gestellt wird. Scheit hat übrigens in seiner „Musica“ (1561) dem 
Meistergesange in Worms ein Denkmal gesetzt. Zu Worms wurde 
ler junge Fischart von Kaspar Scheit erzogen. Fischart, der auch 
'm 17. Jahrhundert literarisch noch fortlebte, mag schon in seiner 
‘rühesten Jugend, als er Scheits Unterweisung genoß, mit dem 
Meistergesange und dem Hauptvertreter auf diesem Gebiete, Hans 
Sachs, vertraut geworden sein. Er kennt ihn gut und benutzt 
öfters die Gelegenheit, Hans Sachs in seinen Werken — besonders 
im „Gargantua“ — zu zitieren, Motive aus Hans Sachs und An- 
spielungen auf ihn anzubringen. Der Satiriker Fischart verleugnet 
sich allerdings dabei nicht: ganz. Wenn Fischart dem poetischen 
Schaffen Hans Sachsens im ganzen mit Achtung gegenübersteht — 
im „Eulenspiegel“ z. B. werden Scheit und Hans Sachs ehrend 
arwähnt,! — so hat er es sich doch nicht versagen können, in 
seinem satirischen Bücherverzeichnisse, dem „Catalogus Catalogorum“ 
1590), mit leisem Spotte den „Reymer von Nüerenberg“, „Johann 
‚on Sachsenhausen“, unterzubringen. Fischart hat da gewöhnlich 
lemselben Stoffgebiete angehörige Stücke des Hans Sachs zusammen- 
zefaßt und namentlich an bösen Weibern erweist sich sein „Cata- 
logus“ recht reichhaltig. Auffällig ist es, wenn hier Hans Sachsens 
wirklich vorhandene Werke neben Werken, die nur die Phantasie 
rischarts kennt, erscheinen. Der Satiriker weiß die kleinbürgerliche 
Gewissenhaftigkeit des Hans Sachs für seinen Zweck auszunutzen, 
wenn er z. B. einmal anführt: „Wider die Eheketzerei Hans 
Sachsen so mit seinen 300. stücken Haußrhats, viel vom Sacrament 
ler Ehe abschrecket, da mans doch auff Diogenisch viel näher 
egreiffen kan: durch Matern Haußgespörr.“ * Die unerschöpfliche 
Fabulierkunst Hans Sachsens mag für Fischart Veranlassung ge- 
wesen sein, ihm in dem „Catalogus“ auch einen Platz einzuräumen. 
Acht Jahre vor Fischarts „Catalogus“ war zu Frankfurt a. M. 
erschienen: „Neuwe Chorographia und Histori Teutscher Nation... 
Durch Jacobum Schopperum der H. Schrifft bey der löblichen 
hohen Schul zu Heydelberg Professorem ordinarium“, (am Schluß) 
1 Vgl. Dichtungen von Johann Fischart. Hg. von Karl Goedeke 
‚Deutsche Dichter des 16. Jhäts., 15. Bd.), Leipzig, 1880, S. XIX. 
2 Vgl. Hans Sachs, hg. von Keller, 4, 339 f. „Der gantz haußrat, 
Jey dreyhundert stücken, so ungeferlich inn eyn iedes haus gehöret.“
	        
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