Volltext: Das Nachleben des Hans Sachs vom XVI. bis ins XIX. Jahrhundert

B. 
Literaturperioden in seiner Art etwas summarisch abgerechnet.! Der 
Peter Squenz war aber noch nicht abgetan, wir werden den letzten Nach- 
hall davon in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts vernehmen. 
Die Lustspiele, die wir soeben kennen lernten, versuchen 
satirisch innerhalb der Poetenwelt aufzuräumen. Etwas anders steht 
es mit den eigentlichen Satirikern und den Romanschriftstellern. 
Die Satire und der Roman haben im 17. Jahrhundert Triumphe 
gefeiert; sie befassen sich weiter ausholend mit den verschieden- 
artigsten Verhältnissen der menschlichen Gesellschaft und treffen in 
dieser Vielseitigkeit, der keine Schwäche des Menschengeschlechtes 
entgeht, mit Hans Sachs zusammen. Ihre Vorbilder sind allerdings 
im Auslande zu suchen, aber ihre Verfasser besitzen doch so viel volks- 
tümliches Empfinden, daß sie in einen fremdartigen Rahmen heimische 
Bilder verweben. Unter den deutschen Romandichtern des 17. Jahr- 
hunderts nimmt Hans Jakob Christoffel von Grimmelshausen 
(+ 17. August 1676) den höchsten Rang ein. Dieser, in seinem 
Lebenslauf selbst eine Romanfigur, hat die Wirren des verheerenden 
Krieges an seinem eigenen Leibe durchgekostet und wenn ihm für 
seine Romane auch die spanische Literatur die großen Umrisse lieh, 
so ist doch ihr Gehalt seiner eigenen Erfahrung entnommen, in 
leren Wiedergabe er Züge aus der deutschen Literatur seiner und 
der vorangegangenen Zeit zu verflechten verstand. Nach der Been- 
digung des Krieges suchte Grimmelshausen seiner bis dahin ver- 
nachlässigten Bildung aufzuhelfen, sein Zeitgenosse Hans Michael 
Moscherosch, der ihm schon landschaftlich näher gerückt war, hat 
in literarischer Beziehung auf ihn eingewirkt. Aber auch sonst ist 
Grimmelshausen in der Literatur, namentlich in der volkstümlichen, 
zu Hause. Die Beschäftigung mit der letzteren hat ihn zu dem 
Meistergesang und zu Hans Sachs geführt. Das Schicksal, das 
Grimmelshausen nach dem Elsaß und nach Baden verschlug, hat 
ihm wohl auch dort die Werke Hans Sachsens in die Hände ge- 
spielt. Der Schultheiß von Renchen in Baden, den das Kirchenbuch 
als einen Mann „magno ingenio et eruditione“ ? bezeichnet, wird in 
seiner Hausbibliothek auch die Werke des Nürnberger Meister- 
1 Das Urteil Kobersteins (Grundriß, 5. Aufl., 2, S. 55 [38]) über 
das Verhältnis Weises zu Hans Sachs ist zu berichtigen. 
2 Deutsche Dichter des 17. Jhats. Hg. von K. Goedeke und 
J. Tittmann. 7. Bd... Leipzir, 1874, S. XI.*
	        
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