Volltext: Dürers Dresdener Altar

31 
ich bezweifeln, die Anlage des Zimmers spricht dagegen. Sie können 
nachträglich bestellt oder auch von Dürer aus eigenem Antrieb dem 
Kurfürsten »geschenkt« sein. 
Wir erleben nun hier das höchst interessante Schauspiel, wie 
sich Dürer in der allgemeinen Anlage dem früheren Werke an- 
schließt, dabei aber in einem ganz anderen Geiste arbeitet. Nichts 
lehrreicher, als dies Schauspiel zu beobachten. 
Komposition. 
Der Aufbau schließt sich, selbstverständlich, dem Mittelstück 
Unten sehen wir wieder die Brüstung.*) 
Über den Heiligen blieb noch eine beträchtliche Fläche zu 
füllen. Die üblichen Schemata dafür sind bekannt. Dürer wählte 
statt dessen ein Geschiebe von kleinen Engeln. Diese wirken auf 
den ersten Blick als reiche Formmasse, ähnlich wie auf gotischen 
Schnitzwerken an gleicher Stelle das reichverschlungene Astwerk. 
Zugleich entsprechen sie den Engeln im Mittelbild. Inhaltlich sind 
sie in reizender Weise motiviert. Über Sebastian sehen wir einen 
Engel mit dessen Attribut, einem Bündel Pfeile; außerdem hält er 
eine Märtyrerkrone, die wieder auf der andern Seite ein lebhaft be- 
wegter Engel anfaßt; die zwei sollen wohl nachher die Krone schön 
von beiden Seiten her über Sebastians Haupt halten; zur Vervoll- 
ständigung bringt ein dritter Kamerad noch ein kleines Kreuz 
herbei. Rechts oben sieht man ganz kleine Zuschauer. Unten 
mußte der Raum abgesperrt werden: der Akt verlangte einen dunklen 
Grund, auch war der übrigbleibende Raum zu schmal, um einen 
an. 
*) Das Mittelstück ist bisher (wohl seit 1840) so gerahmt, daß sein unterer 
Rand höher liegt als bei den Flügeln, um so viel als oben abgeschnitten ist. Kor- 
rigiert man das, rückt man das Mittelstück herunter (die unteren Ränder decken sich 
ziemlich genau mit den alten), so kommt die Brüstungslinie des rechten Flügels un- 
gefähr in eine Höhe mit der Brüstungslinie in der Mitte (auf dem linken Flügel ist 
sie verdeckt). Wesentlicher ist, daß dann auch die Stellung der Köpfe richtiger wird, 
die Köpfe der beiden stehenden Heiligen kommen höher als der Kopf der gebeugten 
Madonna — bei der bisherigen Anordnung stehen sie falsch und allzu gleichförmig 
in einer Höhe. Für unsere Abbildung ist die Photographie vermittelst einer Redaktions: 
schere korrigiert worden.
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.