Volltext: Veit Stoß und seine Schule in Deutschland, Polen und Ungarn

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in die Kaiserkapelle der Burg, von dort 1815 in die Frauen- 
kirche und 1817 wieder in die Lorenzkirche, wo er infolge 
ıngenügender Befestigung herabstürzte und völlig zertrümmerte. 
Die Gebrüder Rotermund setzten 1825 das Schnitzwerk wohl 
crefflich wieder zusammen, doch erscheint infolge der Restaura- 
:ijon die Anordnung der sieben Rundreliefs, die sieben Freuden 
Mariä darstellend, unrichtig. Wahrscheinlich waren alle Reliefs 
auf dem Rosenkranze befestigt, so dass Mariä Tod und Krönung 
nicht wie heute sich über dem Rosenkranze befanden und teil- 
weise von den von Gottvater ausgehenden Strahlen verdeckt 
wurden, Singend und musizierend umflattern die jubelnden 
Ingel die Hauptgruppe Mariä und des Engels Gabriel, deren 
-eiche Gewänder von schwebenden Engeln‘ wie von Pagen auf- 
gehoben werden. Diese prachtvolle Gewandung in der klaren 
Anordnung übertrifft gewiss die früheren Gewandfiguren, obwohl 
die Vorliebe für bauschige Gewandung mit reich gebrochener 
Fältelung beibehalten ist;!®1) aber wie beim Johannes im Krakauer 
Marienaltar (Fig. 2) beeinträchtigt die gezwungene Stellung und die 
unfreie Haltung der Hände den künstlerischen Wert, und wenn 
sonst Stoss immer lebendiges Naturgefühl und feine Empfindung 
nachgerühmt wurde,1%2) so ist Veit darin doch zu sehr überschätzt 
worden, denn in den meisten Köpfen macht sich ein gleichgiltiger 
Ausdruck störend bemerkbar. Wirklich tiefere Empfindung und 
seelische Bewegtheit fehlt auch den Figuren des Engelsgrusses, 
der gewöhnlich unter Stoss’ beglaubigten Werken obenan ge- 
nannt wird, sodass er im Grunde in erster Linie der ausgezeichne- 
:en Technik wegen unsere Bewunderung verdient. Auch die 
zleinen Kompositionen der. sieben Reliefs gehören keinesfalls zu 
lem Schönsten, was von Stoss bekannt ist; es mangelt ihnen 
sogar jede grössere Auffassung.!®) Mehr auf dekorative Wirkung 
berechnet, sind die Faltenmassen grösser, wohl noch gedreht, 
131) Wie bei früheren Werken ist der Schmuck aus Metall gegossen und auf 
die Gewänder aufgesetzt. 
182) Neudörffers Bericht zufolge soll sich der König von Portugal beim Aus- 
packen der überaus lebenswahren Figuren Adams und Evas entsetzt haben. 
188) Holland, Deutsche Charakterbilder, p. 130, überschätzt diese Reliefs. Man 
vergleiche, wieviel feiner die Anbetung des Kindes auf dem Schwabacher Altarflügel 
zerbildlicht war. (Fig. 48.)
	        
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