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mit dem vielen Beiwerk’%) zeugt deutlich von der Mithilfe Veits,
Das Modell hierzu muss er geschnitzt haben. All das Übrige
jedoch, die feine Renaissanceeinrahmung , rührt keinesfalls von
Stoss her, denn diese ist, weil er eigentlich Zeit seines Lebens
Gotiker blieb, dessen Verständnis für Ornamentik sich nie in
der Renaissancewelt heimisch fühlte, seiner Stilauffassung zu-
wider.
Wer aber führte den Guss aus? Denkt man nicht unwill-
kürlich an die damals grösste Giesshütte des Nürnberger Peter
Vischer! Aus einleuchtenden Gründen muss sie dort ge-
yossen sein.
Im Dome auf dem Wawel zu Krakau befinden sich einige
hervorragende Grabplatten aus Erz. Vergleicht man den Stil ihrer
Zeichnung und die darauf verwendeten Brokatmuster mit den
in Deutschland befindlichen Vischer-Platten, so erkennt man in
ihnen einige von den schönsten Güssen Vischers, die sich, wie
Neudörffer berichtet, in Polen und Ungarn finden. Als älteste
der Vischer’schen Tafeln in Krakau haben wir das Grabmal für
den Kardinal Friedrich Kasimir (+ 1503) anzusehen, das erst durch
die Hinzufügung der Tafel mit der Madonna”’’) im Jahre 1510
vollendet wurde. Die gotische Umrahmung der ziselierten Erz-
platte gleicht in der Anlage noch den früheren Bischofsplatten,
vesonders der in Posen befindlichen Grabplatte des Uriel Gorka
‘+ 1498)7%), nur ist hier die Komposition übersichtlicher, die
yotische Dekoration einfacher, die Zeichnung sicherer. Ein
zräftiger Schritt zur Renaissance wird in den übrigen Krakauer
Grabtafeln sichtbar. Nachdem schon in dem Grabmal des Propstes
Lubranski in Posen”®) gotische, einen Baldachin bildende Archi-
tektur mit Renaissancefiguren zusammengestellt war, wird auf der
Erztafel für Peter Salomon (+ 1506) (Fig. 1 7) und für Kmita (+ 1505)
die obere Umrahmung durch einen Dreipass gebildet, der in
allmählich sich entwickelnder Form wechselt. Fin wie ein miss-
%) Vgl. Stich P. 4.
77) Der Madonna erscheint der hl. Stanislaus mit dem von ihm erweckten
Pietrowin.
78) Abgebildet bei Creeny,. monumental brasse, p. 47.
79) Abgebildet bei Kohte, im BA. II Taf. IV.