Volltext: Veit Stoß und seine Schule in Deutschland, Polen und Ungarn

zestorben ist, dargestellt sei, und Ehrenberg**) unterstützte diese 
Ansicht. Danach müsste die Arbeit später als 1510 fallen. 
Dies aber widerspricht dem gotischen Stilcharakter der Grab- 
tafel. Kohte gab aber nebenbei zu, dass auch der 1473 
verstorbene Johannes V. Gruszczynski dargestellt sein könne. 
Sokolowski tritt mit Recht für den letzten als Dargestellten 
ein. 68jährig war Gruszczynski 1473 am Schlage gestorben. 
Dies ist auch das Alter des verewigten Erzbischofs, dessen 
Antlitz, man möchte meinen, nach einer Totenmaske gemeisselt 
wurde, weil die Augen, wie bei einem Sterbenden halb ge- 
schlossen sind. Einen 78jährigen aber, wie es Boryszewski ge- 
worden war, wird man in dem Erzbischof kaum erblicken können. 
Also nach dem Tode ist das Grabmal dem Gruszczynski gesetzt 
worden, und somit interessiert auch, die Frage nach dem Be- 
steller aufzuwerfen. Die Geistlichkeit hat ihm gewiss nicht diese 
Ehrung erwiesen. Sie konnte ihn nicht zu den ihrigen rechnen, da 
er nicht auf ihrer Seite gestanden hatte. Wohl aber hatte er zur 
Zeit seiner Würde als Erzbischof und Primas für den König Kasi- 
mir den Jagellonen allein seine ganze Kraft und Energie selbst 
gegen die Geistlichkeit eingesetzt.*) Vom Könige wird ihm 
das Grabmal als ein Zeugnis königlicher Dankbarkeit und als 
ein wichtiges Denkmal des geschichtlichen Kampfes, das die 
Geistlichkeit zur Königstreue ermahnen sollte, gesetzt sein. 
Und wenn der grosse Jagellone es stiftete, an wen anders wird 
er sich mit dem bedeutenden Auftrage gewandt haben, als an 
Veit Stoss in Krakau, von dessen Ruhm und Ehrung die gleich 
nach seiner Übersiedelung erfolgte Bestellung des Marien- 
altars Kunde gibt und von dem der König dann später für die 
von ihm erbaute Jagellonenkapelle im Wawel sein eigenes 
Grabmal ausführen liess. Stilistisch gehört dieses ausgezeichnete 
Stoss-Werk in das Ende der siebenziger Jahre. also bevor der 
4) Ehrenberg, Geschichte der Kunst im Gebiete der Provinz Posen 1893, p. 37. 
Ganz hinfällig ist die Meinung T. Nieczuja-Ziemiecki’s, Mauzoleum Sw. Wojciecha 
d}uta Wita Stwosza, Krakow, 1898, dass diese Grabplatte den hl. Adalbert darstelle 
ınd vom Grabmal aus dem Mausoleum stamme, das 1480—1486 von Jacob von Siena 
zebaut wurde. An diesem Grabmal, das auf Befehl des Bischofs Oles$nicki begonnen 
wurde, nahm ein Schnitzer Hans teil (geht hervor aus der Schrift der Stadtväter von 
Thorn an die Stadtväter zu Danzig 1486). 
15\ Saokolowski. Sprawozdania B. VI. Dp. 168.
	        
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