Volltext: Veit Stoß und seine Schule in Deutschland, Polen und Ungarn

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zum Dreifaltigkeitsbilde ist beim Herzog Aumale noch vorhanden; 
von dem Vorhandensein einer Skizze zum Rochusaltar haben wir 
jedoch keinerlei Kunde, und ebenso unerwiesen ist es bis heute, 
dass Stoss nach jener Dürerskizze den Rahmen geschnitzt habe. 
Wenn wir auch aus Tuchers Haushaltungsbuch wissen, dass 
Stoss für ein altes aus Venedig gebrachtes Bild, das Kaiser 
Konstantin und seine Gemahlin darstellte, im Jahre ı517 einen 
Rahmen in Form eines Flügelaltars für die Familie Tucher ge- 
schnitzt hat”), und wahrscheinlich nach eigenem Entwurfe, so 
gibt dies noch keinen Anlass, Gleiches auch für den Allerheiligen- 
rahmen anzunehmen. Mit der Familie Tucher, für die Stoss seit 
März des Jahres 1517 am Engelsgruss arbeitete, stand der Meister 
in geschäftlicher Verbindung. Ganz erklärlich ist es, dass sie ihm 
auch den Auftrag des Konstantin-Rahmens übergab. So wäre 
das einzige, was uns zur Annahme bewegen könnte, Stoss habe 
ebenfalls den früher geschnitzten Dürerrahmen ausgeführt, ein 
Hervortreten des Stossischen Formgefühls im Figürlichen, das 
trotz der Dürerskizze zu erkennen wäre. An Veits Hand vermag 
mich jedoch nichts zu erinnern. Gottvater, Maria und Johannes 
in dem bogenartigen Abschluss und die Renaissanceputten dar- 
über haben nichts mit Stossischer Arbeitsweise gemein, vor allem 
aber wird niemand die Schnitzereien in der Predella, wo auf der 
sinen Seite die Guten von Petrus und Engeln geleitet werden, 
auf der andern die Bösen von Teufeln zum Höllenschlund gezerrt 
werden, auf Rechnung Veit Stoss’ bringen wollen. Wie weit sind 
diese unglaublich aufgedunsenen Fettleiber, deren Bewegung die 
Stossische Lebendigkeit mangelt, von jenen zierlicheren nackten 
Figuren des jüngsten Gerichts auf der Rosenkranztafel entfernt! 
Zum Schnitzen des Rahmens bedurfte es übrigens gar nicht 
300) Bibliothek des Litt. Vereins zu Stuttgart, No. 134, Anton Tuchers Haus- 
haltungsbuch von W. Loose, p. 143: „item adi 18 abrill dem Veit Stoss pildschniczer 
zon der allten tafel von Venedig, (die 1436 den Türkeu genommen, unverletzt nach 
Venedig gebracht worden war und nach Nürnberg kam), daran kaisser Constantinus 
und sant Elena in irem leben abconttraffett worden sein, davon einczufassen in ein 
alltartafel mit Flügeln und einem uberschwaiff gen sant Sebastian (Sebastiansspital 
nahe dem Johanniskirchhof, 1490 begründet, 1513 die Kapelle geweiht) gestet alles 
für schneiden und malen 50 fl.‘ Sollten sich auf den Flügeln Malereien befunden haben? 
Später wurde der Altar in die Spitalkirche gebracht.
	        
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