Volltext: error

136 
seits ist die gotische Tradition nicht verlassen, anderseits aber 
ist das Bemühen sichtbar, mit der neuen Geschmacksrichtung 
Schritt zu halten und renaissancemässig die Kleider zu drapieren, 
Nach italienischem Muster sind beim knieenden Ministrant hinter 
dem hl. Stanislaus die parallel laufenden Falten straff gezogen, 
sodass unter ihnen die Bewegungsmotive und die Stellung der 
Glieder deutlich werden. Veit Stoss aber hat damals nicht 
renaissancemässig geschaffen, was selbst von seinen letzten 
Werken im allgemeinen noch gilt, denn wenn auch die Skizze 
des Bamberger (S. 89) Altars italienische Nachahmung bekundet, 
so kehrte er bei der Ausführung des Schnitzwerkes von 1523 trotz- 
dem zur gotischen Form des Flügelaltars zurück, und nur in 
der einfacher als früher gehaltenen Gewandung liesse sich die Ein- 
wirkung‘ des Renaissancestiles erkennen.“*?) (Fig. 47.) Die neuen 
dem Stoss zugewiesenen sechs Tafeln mit den zehn Geboten von 
1524 .in München lassen darauf deutlicher erkennen, dass die leiden- 
schaftliche Hast und Gespreiztheit der Gestalten mit Renaissance- 
zewandung sich nicht vereinen liess.?3) (Fig. 50.) 
Die Ornamente auf den Kleidern sind nicht aus dem Holz 
herausgearbeitet, sondern aus Blei gegossen aufgesetzt und 
waren vergoldet. Dies geschah in der Werkstatt Veits öfter. 
Die gleich nach dem Verlassen Krakaus geschnitzte Madonna 
am Stosshause (Fig. 30) hat Zinksterne, die Krönungen in Kirch- 
drauf (Fig. 58) und im Germanischen Museum (Fig. 31) haben 
ebenfalls als Edelsteine diesen Metallschmuck. Auf Vertrautheit 
mit der Goldschmiedtechnik lässt dies schliessen. Stanislaus 
war zunächst Goldschmied gewesen,“*4) der dann seinem Vater 
als Schnitzer zur Hand ging. Auf Stanislaus könnte die Ver- 
wendung von Metallguss als Ornamentschmuck zurückgeführt 
werden, und Stanislaus Stoss wird auch der Schöpfer des Stanis- 
lausaltars gewesen sein, denn von allen besprochenen Schulwerken, 
24?) Vgl. Daun, eine unbeachtete Arbeit des Veit Stoss. Jahrb. d. K. preuss. 
<unsts. B. XXI. III p. 186. 
48) Vgl. Daun, eine unbeachtete Arbeit des Veit Stoss. Jahrb. d. K. pr. 
Kunsts. B. XXI. III. p. 191. 
*44) Urkundlich übernahm er 1495 selbst Goldschmiedearbeiten, und 1497 wird 
er nach dem Fortgang des Vaters noch als Goldschmied erwähnt (Lepszy, Przeglad 
pDowszechny B. XXIII, p. 55—956).
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.