Volltext: Veit Stoß und seine Schule in Deutschland, Polen und Ungarn

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dass, wenn sich in Krakau und Umgegend tüchtige Schnitzwerke 
finden, die ihrer Auffassung und Technik nach einem Meister 
angehörend, äusserlich an Veit Stoss erinnern, diese als Erzeug- 
nisse aus der Werkstatt des Stanislaus anzunehmen? 
Der erstgeborene Sohn Veits war vermutlich dieser Stanis- 
laus*1%, der in seinem Geburtsort Krakau die Jugend verlebte, 
Nachdem er beim Krakauer Goldschmied Woitken?!’) eine 
sechsjährige Lehrzeit absolviert hatte, wird er etwa um 1480 
Geselle geworden sein. Nach hergebrachter Weise begab er 
sich auf die Wanderschaft,*!®) von der er, nachdem er vielleicht 
Nürnberg berührt hatte, spätestens 1494 wieder nach Krakau 
zurückgekehrt war, und erwarb sich etwa 31 Jahre alt das 
Meisterrecht, denn 1495 nahm er einen Knaben Stenzel Hajnek 
in seine Lehre, und nach der Krakauer Zunftordnung musste 
jeder, der Meister werden wollte, erst ein Jahr als Geselle in 
Krakau gedient haben. Ursprünglich als Goldschmied ausge- 
vildet, war er auch als Schnitzer tätig, als der er 1505 urkund- 
lich genannt wird.“!?) Deshalb konnte Stanislaus, als sein Vater 
Krakau verlassen hatte, in dessen Stelle eintreten und die durch 
lie Zunft bestimmte Anzahl von Gesellen beschäftigen. Weil 
er zunächst unter der Firma des Vaters die Werkstatt des 
Vaters in der Posselskagasse weiterführte, erbte er auch den 
Ruf des Vaters und brauchte, ohne das Bürgerrecht erkauft zu 
haben, noch keine Steuern zahlen.?%®) Erst als die Kunde von 
dem schmachvollen Schicksal Veits, der im Gefängnis sass, nach 
Krakau drang, lief Stanislaus’ Stellung Gefahr erschüttert zu 
werden.*?!) Um seine eigene Werkstatt, die er in der Grodzka- 
gasse hielt, unter seinem Namen führen zu können, sah er sich 
genötigt, das Bürgerrecht zu erwerben, was nicht ohne Schwierig- 
716) Wahrscheinlich 1464 geb. Lepszy, Zeitschrift f, bild. Kunst 1889 p. 92. 
417) Vielleicht Wottke (Lepszy, Pacyfikal Sandomirski Spraw. p. 100). 
218) Nach Innungsordnung von 1490 musste jeder, der Meister werden wollte, 
vier Jahre gelernt haben und zwei Jahre in anderem Lande gewandert sein. 
219) Essenwein p. XXIV. 
220) Essenwein p. XXIV. Stenzel Stosh, Snyczer jus habet. Hic oriundus 
literam testim. non indiget quia pater suus Veit Snyczer jus civile resignaverat. 
21) Hans Baner, der Bruder Jacobs, wohnte in Krakau. Jacob Baner hatte 
dort. selbst ein Geschäft und zog mit seiner Frau nach Krakau.
	        
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