Volltext: Veit Stoß und seine Schule in Deutschland, Polen und Ungarn

Johannes und die kleinen Brustfiguren, die aus den Seitenwänden 
des Schreines herausschauen, sind ganz im Sinne Veit Stoss’ 
durchgeführt. Die. gespreizte Stellung der Füsse Christi als 
Schmerzensmann über dem Altar, die auch bei dem über dem 
Geburtsaltar stehenden Heiligen zu vermerken ist, ist ein weiteres 
Kennzeichen des Krakauer Meisters. Sollte es wirklich zufällig 
sein, dass die bemalten Flügelbilder des Krönungsaltars in 
Kirchdrauf ähnliches Casettenmuster wie der Mittelschrein dieses 
Altars und das Rahmenwerk 
dieses Schreins fast das gleiche 
Blattrankenwerk wie jene Flü- 
gelbilder aufweisen? 
Zwei dem Charakter nach 
ähnliche Altäre in Bartfeld, der 
Anna- und Marienaltar deuten 
schon der polnischen Figuren 
wegen auf den Ursprung aus 
der Krakauer Schule. Der letzte 
von beiden mit Maria, Nicolaus 
und Erasmus im Schrein, datiert 
aus dem Jahre 1505, also aus 
der Zeit, wo die Weiterführung 
der Stosswerkstatt in den Häu- 
sern des Stanislaus, des ältesten 
Sohnes des Meisters lag. Die 
drei Figuren des Annaaltars, 
St. Georg, hl. Anna und Apol- 
lonia (Fig, 62), lassen in einigen Punkten Vergleiche mit dem Kreuz- 
altar auf dem Wawel (Fig. 74) und dem Stanislaus-Altar (Fig. 71) zu, 
also Werken, die wir heute dem Stanislaus Stoss zuzuweisen uns 
veranlasst sehen.!®) Der volle, wenig individuelle Frauentypus 
und die harte Augenbildung kehren wieder, und die Gesichter 
des hl. Georg und des Königs im Stanislausaltar (Fig. 73) mit den 
herabwallenden krausen Locken!!!) mögen einer Werkstatt ent- 
Tig. 62. Stanislaus Stoss, Anna-Altar 
in der AÄAgidienkirche zu Bartfeld. 
160) Vgl. p. 130—141. 
181) Vgl. auch mit dem hl. Georg den Johannes und die erst bei der Restau- 
ration mit den Schlüssel gekennzeichnete Figur jenes Kreuzaltars auf dem Wawel, Beide- 
mal jene harten Züvse im Gesicht und die perrückenartige Behandlung der Haare.
	        
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