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Hans Sachs.
hervor; der Schüler schleudert vom Baume herab die glühenden
Kohlen, und die drei Helden, die ihren Zauberkreis nicht zu
verlassen wagen, lassen. niedergeduckt eine Flut von Prügeln
über sich ergehen, die in der "Chat sehr „unhold“ waren. Na-
türlich erfährt das Dorf die Fopperei durch die Jungen, und
Klaus Otto und die Nachtwächter sind auf lange Zeit ein Ge-
genstand des allgemeinsten Spottes.
Originell ist auch ein Schwank, der den Titel Nasentanz
führt. Bei Gelegenheit einer Kirchweih sind auf einem freien
Platze drei Preise aufgehangen, welche denjenigen ertheilt wer-
den sollen, die im Nasentanz den Sieg davontragen. Die Schal-
meien erklingen, und es strömen herbei Mann und Weib, Alt
und Jung, alle mit grossen Nasen begabt; denn die Kleinnasigen
sind von der Lustbarkeit ausgeschlossen. Der Dichter beschreibt
die verschiedenen Nasen, die sich einstellen:
Lang, dick, krumm, pucket und knollet, *)
Dreieckig, viereckig und drollet**) u. s. w.
Die Paare führen sich bei den Nasen zum Tanz. Ein Na-
senrichter, der die verschiedenen Riechorganue mit dem Zirkel
und andern Instrumenten misst, hat dann den Nasenkönig und
die zwei andern Preisträger zu ermitteln.
Wir haben nun noch die Leistungen Hans Sachsens im
Drama zu betrachten — ein Gebiet, auf dem er eine bedeu-
tende Wirksamkeit entfaltete.
Es ist bekannt, dass das ernste Drame in seinen Anfängen
an die Kirche gebunden war; dass die hohen F eiertage der
Christenheit, besonders aber die Osterzeit, durch die Aufführung
von Scenen aus der Bibel verherrlicht wurden. Neben diesen
geistlichen Stücken, Mysterien oder Spiele genannt, in denen
sehr wenig dramatisches Leben war, gab es — ganz abgesehen
von der Schulkomödie, welche als ein Förderungsmittel der
Sprachstudien diente — auch ein volksthümliches Drama,
das, wie roh und possenhaft es sein mochte, doch aus der Fülle
des Lebens schöpfte und einige Handlung aufzuweisen vermochte.
In Nürnberg insbesondere gedieh dasselbe so wohl, dass sich
*) buckelig und knollig. **) gedreht.