Objekt: Hans Sachs und andere Dichter des 16. Jahrhunderts

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Einleitung. 
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waren sie vielmehr wohlgeeignet, dem Dichter die Freund— 
schaft und Anerkennung des gleichgesinnten Melanchthon zu 
gewinnen. So ist es begreiflich, daß der Dichter auch als 
Sänger von Kirchenliedern sich bethätigt hat, ältere 
Lieder für den Gottesdienst umgestaltete und neue hinzu— 
fügte; allerdings stammt gerade dasjenige, welches noch 
heute unter seinem Namen in den Gesangbüchern sich findet, 
„Warum betrübst du dich, mein Herz?“, nicht von 
ihm. Dem allgemeinen Schmerz über Luthers Hinscheiden giebt 
er in dem „Epitaphium“ ergreifenden Ausdruck. 
Ist so die Zeitgeschichte mit ihren Ereignissen auf 
politischem und kirchlichem Gebiet eine wichtige Quelle für 
die poetische Thätigkeit des Dichters, so in gleicher Weise 
und noch mehr das menschliche Leben überhaupt mit all 
seinen Geschehnissen in Freud und Leid, in Tugend und 
Fehlern, Irrtum und Sünde. 
War der Dichter als Patriot, Bürger und Vorkämpfer 
in der reformatorischen Bewegung durch seine mit Holz⸗ 
schnitten verzierten Flugblätter gleichsam ein Publicist im 
modernen Sinne, so ist er hier ein Prediger guter Sitte, 
reinen Wandels und zugleich der erlaubten Lebensfreude. 
Seine Dichtung, immer rein, doch nach dem Charakter der 
Zeit nicht selten derb, lehrt Tugend und Gottesfurcht mit 
schalkhaft lächelndem Munde, indes fehlt neben dem Scherz 
niemals der sittliche Ernst. So kann der Dichter fröhliche 
Liebeslieder singen und seine Kunst preisen, vornehmlich 
aber will er in Fabel, Spruch und Schwank sittliche Ge— 
brechen kennzeichnen und zur Besserung auffordern. Die 
Beispiele, die er zur Belehrung dichterisch gestaltet, nimmt 
er, wo er sie findet, und macht sie sich zu eigen; staunens— 
wert ist hier die Belesenheit des Dichters, er schöpft aus 
dem alten und neuen Testament, den Dichtern des Alter—⸗ 
tums, italienischen und französischen Dichtern und Schrift— 
stellern, deutschen Schwänken, Volksbüchern und mündlichen 
en Alle Stoffe erhalten das Gepräge seines 
milden, schalkhaften Geistes, und seine unerschöpfliche Kunst
	        
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