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zur gewünschten Höhe gebracht werden konnten. Ein nicht zu übersehen—
der Faktor liegt wohl auch darin, daß gerade in diesen Wissenschaften
in den letzten 50er Jahren die außerordentlichsten Fortschritte gemacht
wurden, sie also gegen früher ganz unverhältnismäßig große Berei—
cherungen erfahren. So mögen in ihrem damaligen Stande z. B.
Physik und Chemie weit übersehbarere Gebiete gewesen sein, wie heu—
tiges Tags; es war daher leichter möglich, einen rascher fortschreiten—
den Studienplan zu verfolgen, ohne Gefahr für die Gründlichkeit, wie
dies heutigen Tags der Fall sein dürfte. Dagegen wird entschieden
daran festzuhalten sein: daß Enzyklopädie der Wissenschaften und Philo—
sophie der Geschichte akademische Diszipline sind, die über das Pen—
sum einer Mittelschule hinausliegen. Die Mitteilungen elementarer
Natur, die auf dieser Stufe vielleicht angezeigt, ergeben sich weit natur—
gemäßer bei Gelegenheit der einschlägigen Disziplinen oder des geschicht—
lichen Unterrichts. Philosophie der Geschichte kann nur der mit Nutzen
betreiben und verstehen, der historisch und philosophisch gründlich ge—
schult und spekulativ beanlagt ist. Besonders rühmende Erwähnung
verdient der deutsche Unterricht, diese ebenso wichtige, wie schwierige
und allzugerne stiefmütterlich behandelte Disziplin. Wir dürfen sagen,
er hat für seine Zeit das Menschenmögliche geleistet und wird in seinen
Motiven für immer als mustergiltig anzusehen sein. Über die Art
seiner Erteilung sind im Jahresbericht 1810 schätzenswerte Mitteilungen
gemacht. Besonderes Gewicht ist dabei in den oberen Klassen auf
Bildung eines selbständigen Urteils gelegt. Man suchte das auf drei—
fache Weise zu erreichen: durch freie Vorträge, über die zuerst eigens
dazu bestellte Mitschüler ihre Notate zu geben hatten, ehe das Resume
des Lehrers erfolgte, durch wöchentlich abwechselnd zu haltende Vorträge
über die während der Woche gewonnenen Kenntnisse in den verschiede—
nen Gebieten, durch Disputierübungen, wobei im Dialoge die Stichhal⸗
tigkeit der behaupteten These sich zu erweisen. An diese Übungen schlie—
ßen sich naturgemäß die theoretischen Erörtungen über Stilistik, Rhetorik
und freien Vortrag. In der über das gesamte Gebiet der Weltliteratur
sich erstreckenden, ausgedehnten Schul- und Privatlektüre ist der anregende
Einfluß Herders und der beginnenden Romantik unverkennbar. Auch in
dieser Hinsicht können wir heutigen Tages davon lernen. Wir sind
viel zu selbstgenügsam bei unserer deutschen Litteratur und der alten
Klassik. Daß hinter den Bergen noch Leute wohnen, gilt auch hiebei
ausgiebiger berücksichtigt zu werden. Nicht die Stärke des Realinsti—
tuts war offenbar der fremdsprachliche und der Zeichenunterricht. In
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