Die KRealstudienanstalt in Vürnberg. 
VNor Kurzem feierte man das hundertjährige Jubiläum der von 
Christian Gotthilf Salzmann begründeten Erziehungs⸗ und Unterrichts⸗ 
anstalt Schnepfenthal in Thüringen. Reichgesegnet war die Thätigkeit 
dieser Musteranstalt, die neue Prinzipien in das höhere Schulwesen 
einzuführen sich bemühte, die als ehrwürdige Jubilarin allein überge— 
blieben aus der schaffenslustigen Zeit der Philantropine, gereinigt und 
geläutert von dem Ephemeren und Utopistischen, das diesen so wohlge— 
meinten Neuschöpfungen anklebte und raschen Niedergang vielfach be— 
wirkte. Was die Philantropine, von ihrer Erziehungsmethode abgesehen, 
unterrichtlich anstrebten, war nicht eben ganz neu, schon Amos Come— 
nius und das Halle'sche Waisenhaus hatten darauf hingewiesen, aber 
Ernst mit der Sache gemacht zu haben, wird immerhin das Verdienst 
dieser von Roussau⸗Basedori'schem Geiste angewehten Schuleinrichtungen 
bleiben müssen. Es ist das pädagogisch-⸗unterrichtliche Vermächtnis des 
niedergehenden 18. Jahrhunderts an das junge 19. Jahrhundert, das 
sie repräsentieren, ihre zukunftsreiche Idee ist die des realistischen Schul⸗ 
wesens, dessen Entfaltung, Entwicklung, Erprobung unserer Zeit ange— 
hört. Zwei Gedanken sind es, die das realistische Schulwesen beherrschen, 
die richtig verstanden, einander nicht schädigen, ja sich gegenseitig unter— 
stützen, die aber unläugbar längere Zeit eine gewisse Unklarheit und 
Unsicherheit in die realistischen Schuleinrichtungen getragen, bis man, 
durch Erfahrungen belehrt, dahin kam, den einen oder andern Gedanken 
je nach dem vorliegenden Bedürfnis in den Vordergrund zu stellen und 
ihm den andern unterzuordnen. Die beiden Gedanken sind: ein dem