hiesigen Realgymnasium sich dieser Arbeit unterzogen hat, welch«
geschichte der städtischen Handelsschule angesehen werden darf und dev
eine Beigabe zu diesen Ausführungen bildet. Nur soweit jene Bestre—
bungen dazu dienen, die Errichtung der städtischen Handelsschule zu er—
klären und als Befriedigung eines erkannten Bedürfnisses erscheinen
zu lassen, möge es gestattet sein, dieselben in kurzen Zügen vorzuführen.
Vor allem wandte sich die Sorge dem Gewerbestand zu. Um die
Gewerbe zu heben, hatte sich im Jahre 1794 die Gesellschaft zur Beför—
derung vaterländischer Instustrie gebildet. Die Errichtung einer Industrie—
schule, welche aus Privatmitteln unterhalten und 1801 vorläufig auf
sechs Jahre ins Leben gerufen wurde, war die Frucht der Thätigkeit
dieser Gesellschaft.
Diakonus Frank und Direktor Büchner hatten in einer 1800
erschienenen Schrift die Vorschläge bekannt gegeben, wie diese Schule
eingerichtet werden konne.
Es ist in kulturhistorischer Beziehung hochinteressant und für die
gewerblichen Zustände in Nürnberg höchst bezeichnend, wenn der neuen
Industrieschule die Aufgabe zugewiesen wird, nicht bloß die dem Bürger—
stande notwendigen Kenntnisse zu vermitteln, sondern auch zur Arbeit—
samkeit zu erziehen und zu Verrichtungen und Arbeiten anzuhalten,
die geeignet sind, den Koͤrper zu stärken und gelenk zu machen, eine
gewisse Handfertigkeit hervorzubringen, das Augenmaß zu schärfen,
das Schönheitsgefühl zu wecken und dem Erfindungsgeist und Vollen—
dungstrieb einen hinlänglichen Spielraum zu verschaffen. So mußten
die Schüler Abbildungen und Modelle, Spielsachen und Hausgeräte
fertigen. In Werkstätten, in Gärten und auf Feldern wurden sie mit
dem Gewerbewesen und der Landwirtschaft bekannt gemacht. Die philan—
thropischen Bestrebungen eines Campe, Salzmann, die an isolierten
Bildungsanstalten vielfach in Spielerei ausarteten, wurden hier in
einer Handels- und Gewerbestadt praktisch verwertet. Daß diese Schule
manches gute Samenkorn gelegt, das eine lebendige Keimkraft besaß
und anregend und belebend auf das Hand- und Kleingewerbe gewirkt
hat, wird wohl nicht bezweifelt werden dürfen. Es ist ein schoͤnes
Zeugnis edlen Lokalpatriotismus', der diese Männer dazu angeregt und
getrieben hat, auf eigne Kosten dem Gewerbestande zur Vorbildung und
Fortbildung behilflich zu sein, um dem Nürnberger Gewerbe wieder den
alten Glanz und Ruhm zurückzugewinnen.
Auch nach Auflösen dieser Schule im Jahre 1807 höͤrte dieser
Bürgerverein nicht auf, dem bürgerlichen Gewerbe seine Aufmerksamkeit
zuzuwenden.