Volltext: Offizieller Bericht über die Verhandlungen des Kunsthistorischen Kongresses zu Nürnberg

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26. September 1893. 
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Beginn der Sitzung morgens 9 Uhr. 
Vortrag des Herrn Professor Dr. L. Dietrichson-Christiania: 
‚Die norwegische Holzbaukunst und die Bauten des Deutschen 
Kaisers zu Rominten.“ 
(Durch zahlreiche grosse Zeichnungen und Photographien erläutert.) 
Hochverehrte Versammlung! 
Wenn ich, ein Fremder aus dem hohen Norden, der deutschen Sprache und 
Vortragsweise ungewohnt, es wage, hier im Kreise deutscher Fachgenossen auf- 
zutreten, um Ihre Aufmerksamkeit auf einen Gegenstand zu lenken, der den Inter- 
sssen deutscher Kunstforscher fern zu liegen scheint, fordert dies gewiss eine besondere 
Rechtfertigung , damit mein Auftreten Ihnen nicht unberufen oder sogar zudringlich 
erscheinen möchte. Diese Rechtfertigung suche ich indessen in dem Umstande, 
dass die norwegische Holzbaukunst eben in den letzten Jahren in Deutschland eine 
zewisse Aktualität erlangt hat, indem Ihr erhabener Kaiser bekanntlich Bauten in 
altnorwegischem Stile auf deutschem Boden hat errichten lassen, und ich glaube, 
mich nicht zu irren, wenn ich zu vermuten wage, dass es in diesem Kreise nicht 
>hne Interesse sein dürfte, zu untersuchen, welche kulturhistorische Berechtigung 
ınd Bedeutung jenes kaiserliche Unternehmen hat, ob es nur ein flüchtiger Einfall 
einer müssigen Stunde des vielbeschäftigten Herrschers ist, oder ob vielleicht in der 
That ein tieferer Gedanke sich hinter diesem Unternehmen birgt — ein Gedanke, 
dessen Durchführung und Weiterführung vielleicht der deutschen Baukunst ein nicht 
zu verachtendes neues Formengebiet eröffnen könnte. Diese Untersuchung möchte 
ich anstellen, indem ich Ihnen — leider nur in allzu raschen und oberflächlichen 
Zügen — die Eigentümlichkeiten jener Bauweise kurz entwickle. 
Die Aufnahme jener Werke der norwegischen Holzbaukunst auf deutscher 
Erde hat, als ein Zeichen des Wiederaufblühens alter Stammverwandschaft, mein 
Vaterland erfreut, und es ist mein heisser Wunsch, dass in ähnlicher Weise das 
Bewusstsein, in dieser Holzbaukunst mit etwas Tüchtigem in Berührung getreten zu 
sein, auch bei den Deutschen sich regen möchte, In meinem redlichen Willen, 
dazu nach Vermögen beizutragen, — darin suche ich die Rechtfertigung meines 
zühnen Unterfangens.
	        
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