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denn der hing ja selbst für sein Leben gern den Schaf—
pelz um und war von innen ein reißendes Tier.
Da nun alles besprochen, jeder dem andern Hilfe
zugesagt und nebenher seine Feinde genannt hatte, zeigte
sich's, daß mehr niemand gehaßt sei, als des Kaisers
weit berühmte Stadt Nürnberg, weil die mit ehrlichem
Gewerb' und Handel viele Reichtümer ansammelte, durch
gute Priester dem Volke Sitte und Ordnung zu hören gab,
und sonderlich nicht viel geneigt war, ihrer Bürger Hab'
und Gut den Stegreifrittern und Schnapphähnen zu über—
antworten. Ein größeres Verbrechen konnte die fromme
Stadt Nürnberg wohl nicht begangen haben, und weil der
Kaiser Ludwig sich ihr gewogen zeigte, desto weniger aber
den Plackern und Staudenhechten, so schworen die zu
Trameysl, Nürnberg, dem Kaiser Ludwig und sonst jed—
wedem Trotz und Rache, der's mit jenen halte, möchte er
dann sein, wer da immer.
Wollt' nun einer aufzählen, was von dem Tag an
weit und breit im Flachland und wo's bergig ist, gegen
Muggendorf hinein von Eppelein und seinen Gesellen
verübt ward gleich in der ersten Zeit, möchtet Ihr billig
staunen. Will's aber unterlassen und nur kurz melden,
wie es die Gesellen unter sich hielten. Was jeder allein
erbeutete, das behielt er, die andern aber halfen ihm,
wenn sein Schloß oder Raubturm in Gefahr geriet.
Galt's größeren Fang, so hielten sie zusammen und ritten,
ihre Knechte in großer Zahl hinter sich, ins Land hinein,
dort oder dahin. Der Eppelein war jederzeit der Haupt—
mann, und da gings drauf und dran, daß keine Hilfe
mehr war, wenn ihrer auf der andern Seite nicht gleich
dreimal so viele zum Schutz bereit waren. Begreift nun
wohl, wie da den Kaufherren zu Mut ward, bder wer
sonst mit Kostbarkeit auf Heerstraße und Nebenwegen ziehen
mußte. Denn wenn ein Solcher zum Stadtthor hinauͤsritt,
rief ihm alle Zeit Groß und Klein nach:
„Komm g'sund nach Haus,
Der Nürnberger Feind reit' aus
Eppela Gaila von Dramaus.“