Volltext: Die Bergfestung Rothenberg

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Die Rothenberger Insassen. 
Die Rothenberger Gesellschaft, wie sie sich im ersten 
Drittel ihres an Ereignissen gesegneten Jahrhunderts in den 
dräuenden Mauern unserer Bergfeste befand, bestand nicht 
nur aus Ehr-, Wehr⸗, Nähr- und Lehr⸗-Wesen, d. i. Offizieren, 
Soldaten, Marketender und Cultuspersonen, sondern und 
leider zum großen Theil aus Kehrwesen, d. h. verdolmetscht 
die Kehrseite der ehrwerthen Weltbürger. Doch hatte das 
Dasein dieser Kehrwesen seine gewisse Berechtigung, da sie 
allein die Veranlassung gaben, daß der Rothenberg sich selbst 
—VV 
gesicherten Existenz erfreute, daß innerhalb seiner Wälle 
überhaupt noch Sterbliche im rosigen Lichte athmeten, denn 
schon Mitte vorigen Jahrhunderts fragten sich die Moltkes 
ihrer Zeit bald nach geschehenem Wiederauf- und Neubau 
der Festung, ob nicht bald die Tage kämen, wo die Nützlichkeit 
dieser kostspieligen Wehre fachlich und sachlich in Frage 
gezogen werden könnte und dürfte. 
Man sagte sich in maßgebenden Kreisen, es könnte diese 
Burg als friedsame, allseits geschirmte Stätte dienen für 
Solche, denen von Staatswegen und zu ihrem eigenen Heile, 
auch zum Vorbilde ihrer Mit⸗ und Zeitgenossen, eine gewisse 
unfreiwillige Zurückgezogenheit dringend angerathen würde, 
und bald folgte die That dem weisen Rathe durch den 
Einmarsch von fünfzig Sträflingen in grauem Gewande, 
theilweise die Glieder in gleißend Erz geschmiedet, welche 
von dort ab dem Bestehen des Rothenbergs zur triftigen 
Entschuldigung dienten. Aber man stelle sich unter diesen 
Strafpfleglingen keine Rotte entmenschter Scheusale oder 
blutgieriger Bösewichter vor, keineswegs! Die Aermsten 
ihres Standes — es waren meistens entlaufene Soldaten,
	        
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