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Form bediente, um der schlichten Auffassung der Leute aus dem
Volke näherzukommen, und daß ihm seine enge Verbindung mit
den Straßburger Meistersängern nur als Mittel diente, unmittelbarer
und nachhaltiger auf seine Umgebung zu wirken. Und so hat er
denn für die Bühne der Meistersänger einige Stücke geschrieben,
in denen Hans Sachs wieder auflebte. Wir wissen von diesen
Stücken, daß sie von den Meistersängern zur Aufführung in Aus-
sicht genommen wurden. Die dramatische Dichtungsweise Spangen-
bergs müssen wir daher etwas im einzelnen ins Auge fassen. Die
Tragödie „Mammons Sold“! (1613), ein tief angelegter Totentanz,
führt das Verderbenbringende irdischen Gutes und Genusses vor
Augen. Die verachtete Frau Armut und die vielbegehrte Frau Reich-
tum werden darin einander gegenübergestellt. Frau Armut zu schil-
dern, namentlich den Kampf zwischen Frau Armut und Frau Reich-
tum, und das Verderben, das die Gaben der letzteren im Gefolge
haben, hatte Hans Sachs wiederholt und ausführlich unternommen. ®*
Frau Armut bittet bei Spangenberg (S. 266) um ein Almosen und
wird hart abgewiesen, sie bittet bei Hans Sachs um eine Herberge
und erhält sie (3, 213). Landsknecht, Wucherer und Bauer wünschen
bei Spangenberg Frau Reichtum zu besitzen (vgl. den ersten Akt)
und begrüßen sie (Anfang des zweiten Aktes) als „Edle Keyserin“,
„holdseligs freundlichs Bild“, „schöns Bild“; Buhler, Kriegsmann
und Trinker holen sich bei Hans Sachs ihren Anteil an den Gütern
der Frau Reichtum, die auch hier als „holdselige göttin“, „ge-
waltige königin mechtig“, „süße Göttin“ begrüßt wird (12, 271 ff).
Bei Spangenberg wie bei Hans Sachs bringt Frau Reichtum Un-
glück; bei letzterem sind es leibliche Gebrechen (12, 275 ff), bei
Spangenberg ist es der Tod. Bei Hans Sachs trägt Frau Armut im
Kampfe mit Frau Reichtum den Sieg davon, auch bei Spangenberg
geht der Ausspruch der Armut (S. 269):
„O Juncker! Ich sag euch für war:
GOTT wirdt euch straffen. Denekt an mich“
1 Ausgewählte Dichtungen von Wolfhart Spangenberg (hg. von Ernst
Martin) in den Elsäss. Literatur-Denkmälern, 4. Bd., Straßburg, 1887, S. 259 — 304.
2 Vgl. Hans Sachs, hg. von Keller, 3, 205 ff., 212 ff., 226 ff.; 12, 265 ff;
ferner vergleiche man noch 9, 478 ff., 4, 353 ff. und beachte das „Faßnacht-
spiel mit 3 personen: Fraw Warheyt will niemandt herbergen“ (14, 99 ff.)
ınd dazu Goedeke. Grunär. 22. 498 (173).