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Einfacher Hausrath ziert Dein still Gemach —
Ein Tempel bist Du, wo mit Künstlerhänden
So vieles Hohe, Herrliche vollendet.
Ein Genius wohnt hier, den uns Gott gesendet.
Umwittert fühl' ich mich vom Schöpferhauch
Des Trefflichsten, den Nürnberg je geboren.
Nur trunken schwelgen kann mein Aug',
Und reuig seh' ich manches Jahr verloren,
Da ich ihn nicht gekannt, den Musenführer
Ihr seid die Ehefrau des großen Dürer?
Imhoff.
Sie ist es, einst die schöne Agnes Frey.
Agnes.
Ob Ihr mich lobt, Herr Rath, 's ist einerlei
Ihr kommt so oft mit Fremden hergelaufen,
Die Dürer stören, aber die nichts kaufen. —
Marximilian.
Ei Meisterin — Kunst ist wie Sonnenschein
Für alle Welt —
Agnes.
Der Sonnenschein ist billig,
Die Kunst ist theuer, Herr, wie Brot und Wein.
Nicht mal geliehn bekommt man das gutwillig.
Erst neulich hat mein Mann um zehn Ducaten
Ultramarin gekauft und indisch Roth.
Schlecht sind die Zeiten, Herr, kaum Salz und Brod
Verdient mein Mann — wohin will's noch gerathen
Mit unsfrer Noth, denn Niemand will bezahlen