Volltext: Prinzregent Luitpold von Bayern

türkischen Reiches geworden. Drei Jahrhunderte hindurch lastete der 
Druck der Türkenherrschaft auf dem griechischen Volke. Endlich besann 
sich dasselbe auf die ehemalige Glanzzeit seiner Vorfahren und erhob sich 
gerade in dem Jahr, in dem Prinz Luitpold geboren wurde, zum Freiheits- 
kampfe gegen seine Bedrücker. König Ludwig, erfüllt von Begeisterung 
für die Heldenthaten und die unsterblichen Kunstschöpfungen der Hellenen 
des Altertums, war einer der ersten, der sich der Sache des in blutigen 
Kämpfen um seine Freiheit ringenden Volkes annahm. Durch Wort und 
That wirkte er für seine Befreiung, und so lenkten sich denn die Blicke 
des zuletzt siegreichen Volkes, das nun daran ging, sich einen König zu 
wählen, auf den zweiten Sohn seines fürstlichen Beschützers. Mit Freuden 
willigte König Ludwig ein. Und so verließ Prinz Otto am b. Dezember 1832 
München, um die Reise in das klassische Land der Hellenen anzutreten, 
begleitet von der Königin Therese, seinem Bruder Max und seiner Schwester 
Mathilde. Von Mutter und Schwester nahm er in der Nähe von Albling, 
von dem Bruder erst in Brindisi an der Küste von Unteritalien Abschied. 
An der Stelle, wo sich die Mutter schweren Herzens von dem Sohne 
trennte, wurde im Jahre 1835 das Theresiendenkmal errichtet. Einen 
fröhlichen Abschied gab es ein Jahr nach der Abreise des jungen Griechen— 
königs, als sich Luitpolds älteste Schwester, Prinzessin Mathilde, am 
zweiten Weihnachtstage mit dem Erbgroßherzog von Hessen-Darmstadt 
vermählte. 
An seinem 14. Geburtstage, am 12. März 1835, wurde dem 
Prinzen Luitpold die Freude zu teil, daß ihn der König zum Hauptmann 
im 1. bayerischen Artillerieregiment ernannte. In Anbetracht seiner 
Jugend durfte er jedoch damals noch nicht in das Heer eintreten. Aber 
als er an seinem 18. Geburtstage das Alter der Großjährigkeit erreicht 
hatte, bat er den König um die Erlaubnis, sich nunmehr dem praktischen 
Dienste widmen zu dürfen. Am zweiten Osterfeiertage des Jahres 1839 
begann er dann seine militärische Laufbahn, indem er vor dem Hause des 
Generals von Zoller in der Dienersgasse zweimal, mittags und abends, 
Wachtposten stand. Neugierig drängte sich das Volk herzu, um den Königs⸗ 
sohn den Dienst eines gemeinen Soldaten verrichten zu sehen. Den Damen 
des königlichen Hauses, insbesondere den fröhlichen Schwestern des jungen 
Kriegers, machte es großes Vergnügen, in ihrem Wagen vorbeizufahren 
und den militärischen Gruß desselben entgegenzunehmen. Wie am ersten 
Tage seines Dienstes im Heere erfüllte Prinz Luitpold auch weiterhin 
aufs pünktlichste alle Pflichten, die in der Kaserne oder im Lager an ihn 
herantraten. Vor seinen Kameraden, mit denen er stets liebenswürdig 
berkehrte, wollte er nichts voraus haben. Sein Stolz war vielmehr, alle 
Beschwerden und Mühen des Dienstes mit ihnen zu teilen. So durchlief
	        
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