— 620 —
Durch sehr viele Vermächtnisse beinahe aller wohlhabenden Familien Nürnbergs und
andere Zuflüsse gelangte dieses schon ursprünglich reich fundierte Spital zu einem solchen
Vermögen und Umfang, daß es im Jahre 1489 durch den neuen Bau über die Pegnitz er—
weitert werden mußte. Die Gebäude desselben erstrecken sich von der Spitalgasse über den
rechten Pegnitzarm und die Westspitze der Insel Schütt.
Im Heiliggeistspital sind dermalen 316 Pfründnerstellen vorhanden, und zwar für
protestantische Männer . .. .... 59,
Frauen. ... 225,
katholische Männer. 10,
Frauen... . . .. 22
Von den Pfründnern sind im Jahre 1897 gestorben:
protestantische Männer ..... ..8,
Frauen ..... 27,
katholische Männer
Frauen.
V 2,
im Ganzen . 38,
an deren Stelle wieder neue Pfründner aufgenommen wurden.
Die protestantischen Pfründner werden für Rechnung der vereinigten Armenpflegestif—
tungen verpflegt, unter welchen sich das Vermögen der Heiliggeistspitalstiftung befindet, die
katholischen Pfründner für Rechnung der Elisabethahospitalstiftung und der Clemens Joseph
Weingartner'schen Stiftung.
Das rentierende Vermögen der vereinigten Armenpflegestiftungen beträgt 3121 677,53
Mark, und seine Erträgnisse werden fast durchweg für das Heiliggeistspital verwendet. Das
Vermögen des letzteren selbst ist nicht gesondert, sondern unter den vereinigten Armenpflege—
stiftungen inbegriffen und beträgt für sich 2133 292,43 Mark, wovon 1184424,82 Mark
rentierlich, 948 867,61 Mark nicht rentierlich sind.
Der Grundstock der Elisabethahospitalstiftung stammk aus dem Jahre 1151. Dieses
Spital war bis zum Jahre 1809 mit dem Deutschordenshause bei Sankt Jakob vereinigt,
und auch nach der Reformation wurden vorzugsweise katholische und nur 2 evangelische
Pfründner darin aufgenommen. Später wurden die Pfründner mit denjenigen des Heilig—
geistspitals zusammen in den Räumen des' letzteren untergebracht. Das Vermögen der
Elisabethahospitalstiftung wird gesondert verwaltet und beträgt 558 460,80 Mark. Die aus
dem Jahre 1868 stammende Weingartner'sche Stiftung, deren Reuten gleichfalls für katholische
Pfründner des Heiliggeistspitals bestimmt sind, besitzt 63 420,35 Mark.
Die Verwaltung des Spitals führt der Stadtmagistrat, der auch über die Aufnahme
von Bewerbern entscheidet. Die Freiherren von Seckendorf haben das Vorschlagsrecht für
eine Frauenpfründe der Heiliggeistspitalstiftung, die Freiherren Holzschuher von Harlach das
für eine protestantische Frauenpfründe der Elisabethahospitalstiftung. Für letztere schlägt auch
die Stadt Eschenbach in Mittelfranken durch das katholische Stadtpfarramt in Nürnberg einen
Pfründner und eine Pfründnerin aus den dortigen Armen vor.
Die Insassen des Spitals erhalten vollständige Verpflegung und Verköstigung, außerdem
noch wöchentlich 1,40 Mark in Geld für Brod und Bier. Untergebracht sind sie größtenteils
in dem alten Spitalgebäude, zum kleineren Teil seit 1889 (infolge der Errichtung eines Bet—
saales in der sogenannten Sutte) im neuerbauten zweiten Pfründnerhause auf der Insel Schütt,
in welchem sich mietweise auch das Norisstift befindet.