Volltext: Die Schweden in Nürnberg

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„Das verstehe, wer will, doch ich nicht,“ brummte Hans. 
„Aber Deinen Obersten habe ich dennoch nicht gesehen.“ 
„Du bist aber doch mit zwei Frauen hier herein gegangen, 
die eine war wohl die Tochter des Herrn Freiherrn und die 
andre ...“ 
„Ha, ha, ha, ja die andre,“ lachte Hans, „war wohl am 
Ende Dein geliebter Oberst, den Du so schmerzlich suchst; einen 
Schnurrbart hat sie ja schon und Haare auf den Zähnen auch, 
Deine alte Flamme, der Drache ....“ 
„Hans!“ grollte Lund und hob drohend die Rechte. 
Schon guͤt, schon gut. Na das gnädige Fräulein und die 
hochehrbare Jungfrau Brigitte spazieren allerdings selbander im 
Garten, und zwar nicht allein,“ setzte er geheimnisvoll hinzu. 
„Ein junger Herr ist dabei. Wo der so plötzlich hergekommen ist, 
weiß ich allerdings nicht. Ich wollte schon herbeieilen; da aber 
keine um Hilfe schrie, so muß es ihnen wohl recht gewesen sein, 
und ich blieb'in respektvoller Ferne. Ob der schöne Kavalier des 
Fräuleins oder Deiner Brigitle wegen da war, kann ich nicht 
derraten,“ grinste der alte Soldat, dem es sichtbar Freude machte, 
seinen ehemaligen Kameraden etwas anzuärgern. 
„Mensch, das ist ja der Oberst,“ rief Lund, vorläufig die 
Fopperei des Hans übersehend. 
„Herrje, der ist schon Oberst? Wie ist denn das möglich?“ 
Ia siehst Du,“ meinte der Wachtmeister, froh die boshafte 
Bemerkung dem Hans heimzahlen zu können, „gewiß ist es merk⸗ 
würdig, daß der junge Herr schon mit 25 Jahren Oberst ist, 
aber noch merkwürdiger dürfte es sein, daß Du mit doppelt so 
viel Jahren ein Esel bliebst, wie ich Dir nun schon zum dritten 
Mal sage. Es kommt wohl daher,“ und hier strich er vergnügt 
seinen langen Knebelbart, „weil der Herr von Schlippenbach 
klug und Du dämlich bist.“ 
„Und Du ein alter Flegel,“ meinte Hans, lachte aber gut⸗ 
mütig, kannte er doch die Art seines alten Kameraden, der ihn 
zwar stets geneckt hatte, gelegentlich sogar recht handgreiflich, 
als er den schwedischen Reitern als Rekrut gefolgt war, den er 
aber dennoch stets als wackeren und tapferen Mann geliebt, da 
er ihn bei Lützen herausgehauen hatte, als er schwer verwundet 
vom Pferde gesunken war. „Und nun mußt Du mir erzählen, 
wie es Dir in all den langen Jahren ergangen ist,“ bat Hans. 
„Habe jetzt keine Zeit dazu,“ entgegnete Lund, scharf in den 
Garten spähend. „Halt! Da sind sie ja. Donnerwetter, bin doch
	        
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