Full text: Die Schweden in Nürnberg

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Eines Morgens wartete Helena vergeblich auf ihre sonst 
pünktlich zur Arbeit erscheinenden Freundinnen. Zwei volle Stunden 
später traf endlich Eva mit der Neuigkeit ein, Bartholomäus sei 
bereits gestern abend gesund und munter wieder in Nürnberg 
eingetroffen und werde am Nachmittag mit Crailsheim nach 
einem gemeinsamen Spazierritt zu Praunfalks kommen, während 
sie mit Eleonore Felicitas und deren Vater wohl noch früher 
eintreffen würde. 
Zeitiger als gewöhnlich verließ Eva, begleitet von einem 
Diener ihres Vaters, die Freundin, vorgebend, sie hätte noch 
mancherlei zu besorgen. In Wirklichkeit aber saßen die beiden 
Brautpaare bald darauf wieder im Jörgerschen Garten zusammen 
und hielten flüsternd einen kleinen Kriegsgrat. Dann Lilte Eva 
zu Frau von Königsmark, die das junge, muntere Mädchen 
fest in ihr Herz geschlossen hatte, und wiederum wurde sehr ge⸗ 
heimnisvoll, sogar unter Mitwirkung des Feldmarschalls verhandelt. 
Bald sah man diesen den Roßmarkt hinaufschreiten und im 
Hause des Pfalzgrafen verschwinden, während Eva der elterlichen 
Wohnung zuging. 
Khevenhiller und Crailsheim jedoch suchten den alten Lund 
auf. Um die Mittagsstunde sah man diese drei, hoch zu Roß, 
auf der Straße nach Augsburg dahintraben. 
Am Nachmittag desselben Tages nun bestieg Frau von 
Königsmark eine Sänfte und ließ sich zu Praunfalks hinaustragen. 
Gatte und Sohn, so war verabredet, sollten später nachfolgen. 
„Wie ich Ihnen schon sagte, liebe Freundin, heute noch 
wird wahrscheinlich Schlippenbach wieder in Nürnberg eintreffen,“ 
begann die Feldmarschallin, nachdem Frau Regina sie in ihr 
Wohngemach geführt uͤnd sich überzeugt hatte, daß sie allein und 
unbelauscht seien. „Ich weiß bestimmt, daß der junge Oberst 
über den Grund von Helenas schroffem Benehmen unterrichtet 
wurde, glücklich ist, das Mißverstaͤndnis gehoben zu sehen, und 
Ihr Töchterchen noch grade so innig liebt wie früher.“ 
„Und woher wissen Sie, Teuerste, das so genau?“ fragte 
Frau von Praunfalk gutmütig spottend. 
„Nun, Ihnen gegenüber will ich es nicht leugnen, daß ich 
etwas die Vorsehung mitspielen half; hätte Helena aber nicht 
noch andre, weit opferfreudigere und ergebenere Freunde, ich 
hätte nichts erreicht, wäre wohhgar nicht einmal von dem Kummer 
des schönen Kindes und des neuen Hofmarschalls recht unterrichtet 
worden. Aber ich darf nichts verraten; die Beteiligten, die kleine
	        
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