Volltext: Die Schweden in Nürnberg

— 136 
„O, Du dummer, lieber, herziger Bub,“ murmelte Pehr 
bewegt. 
bronst Du auch die Brigitte gesehen?“ forschte Konrad 
schelmisch. „Was die für Augen machte! Jetzt ist sie ganz 
mürbe, na, ich habe sie auch schön bearbeitet!“ 
„Ja, wie brachtest Du das fertig?“ fragte Pehr glückstrahlend. 
„Das erzähle ich Dir ein andermal,“ lachte der Kornett. 
„Jetzt aber thu mir den Gefallen, geh' an meine Truhe und 
hole mir den neuen Federhut und die beste Feldbinde heraus; die 
Frau Mutter hat sie selbst angefertigt“ Und als Pehr das 
Gewünschte brachte, legte ihm der Junker die seidene Binde, das 
Abzeichen des Offiziers, um und setzte ihm den federgeschmückten 
Hut auf. „So Pehr, jetzt gehst Du eine halbe Stunde lang 
vor dem Praunfalkschen Hause spazieren und machst die Brigitte 
durch Deinen Anblick ganz kirre. Famos siehst Du aus, und kein 
Mensch glaubt, daß Du 53 Jahre auf dem Rücken hast. Wenn 
Du aber die Brigitte sprichst, so sage ihr, sie hätte mir etwas von 
einem verbissenen und verrückten Frauenzimmer erzählt, und Du 
kämst nun, um Dich trösten zu lassen, wie sie es mir versprochen 
hätte. Paß mal auf, was sie Dir antworten wird. Jetzt aber 
laß mich allein, ich bin müde nach der Freude und will schlafen.“ 
Das war zwar nicht wahr, aber Konrad hoffte, sein alter 
Freund würde der Braut noch im Hause begegnen und sich mit 
ihr aussprechen. 
Pehr lachte. „Nee, Fensterpromenade will ich alter Esel 
nun zwar nicht mehr machen, aber es ist gut, wenn Du Dich 
ruhen willst. Derweilen werde ich mich in Staat werfen und 
fragen, ob der Herr Pfalzgraf meine Meldung entgegennehmen will.“ 
Als Lund klirrenden Schrittes der Treppe zuschritt, trat 
ihm aus der Thüre des Pfundmacherschen Zimmers Brigitte, 
auf deren Wangen Blässe und Röte in der Erregung wechselten, 
verschämt entgegen. Sie hatte sich bezwungen. 
„Herr Leutnant Lund,“ flüsterte sie mit gesenkten Blicken, 
„darf auch ich Ihnen zu der großen Ehre meine Glückwünsche 
darbringen?“ 
Über das tiefgebräunte Gesicht des alten Kriegers ging es 
wie ein Wetterleuchten. 
„Brigitte,“ stotterte er, „kannst Du mir verzeihen? Sieh, 
ich habe keine Ruhe gehabt in all' den langen Jahren, des großen 
Unrechtes wegen, das ich an Dir begangen, aber —“
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.