nach Sully)., In den meisten dieser Fälle dürfte es sich um Erinnerungs-
fälschung durch Autosuggestion handeln. Entsprechend dem überwiegenden
Gefühls- und Phantasieleben lassen sie sich von zufälligen Eindrücken und
nomentan auftauchenden Vorstellungen widerstandslos hinnehmen, besonders
wenn diese in ihnen selbst entstanden sind. Namentlich unter dem Einflusse
von Gemüthsbewegungen kommt es nicht selten zu illusionären und phantastischen
5inneswahrnehmungen und dem Hang zum Wachträumen mit der sich daraus
ergebenden Conception entstellter oder wahnhafter Erlebnisse und Fälschung
der Erinnerung für thatsächliche Vorgänge. Eine Autosuggestion kann an-
knüpfen an die Erinnerung eines thatsächlichen Erlebnisses, an die Suggestion
einer 3. Person, an eine Vorstellung der Phantasie, die zur Autosuggestion
wird, an die Erinnerung eines Traumes. eines Deliriums, endlich einer wirk
‚ichen Hallucination.
Bei den Hysterischen kommen Dämmerzustände von mehr sonambulen
Charakter vor, in denen die Kranken äusserlich nur wenig auffallen. Da das
Bewusstsein getrübt ist und die Wahrnehmungsvorgänge durch Hallucinationen
ınd Traumvorstellungen verfälscht sind, die Erinnerung aber theilweise vor-
handen sein kann, so kann es auf diese Weise zu Erinnerungsfälschungen
kommen, In diesem Zustande sind die Hysterischen sehr empfänglich für
Suggestion und kann ihnen nach dem Wunsche des Suggestionirenden diese
oder jene Vorstellung erweckt werden, welche sie in den wachen Zustand
herübernehmen und als Thatsache betrachten. Die Wirksamkeit der Hypnose
ıst abhängig von der Lebendigkeit der durch den Hypnotisirenden wachge-
gzerufenen Vorstellungen; ihre Macht wird um So grösser sein, je mehr die
ertheilten Suggestionen mit dem Charakter, dem Denken und Wünschen des
Hypnotisirten übereinstimmen. Die Möglichkeit muss zugegeben werden, dass
siner Hysterischen, die sich in einem solchen sonambulen Zustande be-
indet, suggerirt werden könne, sie habe vor so und so vieler Zeit Dies oder
Jenes erlebt oder sie werde später im wachen Zustande glauben, früher Dies
oder Jenes erlebt zu haben (retroactive Hallucination) und dass hiedurch Er
innerungsfälschungen erzeugt werden können. Aber auch ohne Hypnose
xann eine absichtliche oder ungewollte Beeinflussung der Erinnerungen in be-
;timmter Richtung auf dem Wege der Wachsuggestion (Ueberredung) durch
lie ansteckende Kraft der im überzeugten Tone vorgebrachten Idee erreicht
werden. Es handelt sich hier darum, dass eine überlegene Person ein ihm
wenig Widerstand leistendes Individuum in seinem Ideenkreis so zu beein
‚lussen versteht, dass in ihm Vorstellungen im Sinne des Suggerirenden wach:
zerufen werden. Es ist dies der Vorgang bei dem sogenannten Hinein-
*xaminieren von Erinnerungen an leicht beeinflussbare Zeugen (Kinder, Frauen)
dessen Gefahr jedem einsichtigen und erfahrenen Richter geläufig ist und der
besonders bedenklich ist, wenn es sich um Hysterische oder Geistesschwache
handelt (Hoche). Auch in diesem Falle handelt es sich um eine retroactive
Hallucination, indem dem betreffenden Suggestiblen Individuum in wachem
Zustande suggerirt wurde. es habe früher Dies oder Jenes erleht
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