Volltext: Festschrift zur Feier des 50jährigen Bestehens des Ärztlichen Vereins Nürnberg

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Die Ataxie, die bei Friedreich vorwiegend auch statischen Charakter 
zeigt, erreicht in unseren beiden Fällen lange nicht den Grad, wie er für 
jene Erkrankung typisch ist und zu so augenfälligen Veränderungen des 
Stehens und Gehens führt. Andererseits finden wir in unseren Fällen Ver- 
änderungen in der Pupillarreaction, Blasenstörungen, lancinierende Schmerzen, 
Paraesthesien und Sensibilitätsstörungen, lauter Symptome, die für Tabes 
characteristisch sind und bei Friedreich in der Regel fehlen. 
Eine allgemeine Betrachtung der 12 wohl einwandsfreien Fälle von 
juveniler Tabes lehrt uns, dass dieselbe sich in ihrem Symptomenbilde von 
der Tabes der Erwachsenen so gut wie gar nicht unterscheidet, Wir treffen 
hier wie dort genau die gleichen krankhaften Erscheinungen, Was die 
Initialen Symptome betrifft, so hebt Didynski ?®) meines Erachtens mit Recht 
hervor, dass bei der juvenilen Tabes die Blasenstörungen am häufigsten die 
Erkrankung einleiten. Bei ır Fällen, in denen die ersten Symptome auf- 
geführt sind, treffen wir 7 mal auf Enuresis als frühest beobachtet krankhafte 
Erscheinung. Bei 2 Beobachtungen war Atrophie der Nervus opticus die 
erste Veranlassung, dass die Patienten die Hilfe des Arztes aufsuchten. Das 
Alter, indem zum ersten Male die Erscheinungen der Tabes sich geltend 
machten, schwankt in den meisten Fällen zwischen dem 9. und 13. Lebens- 
jahre. Am frühesten traten dieselben in Erscheinung bei dem Fall von 
Didynski und meiner 2. Beobachtung (beide Male mit 6 Jahren). Adler? 
konnte bei seinem Patienten das Auftreten der tabischen Symptome erst mit 
18 Jahren nachweisen. Bei der Ungenauigkeit jedoch, mit der diese zeit- 
lichen anamnestischen Angaben von den Patienten und deren Angehörigen 
gemacht werden, darf man nicht allzuviel Gewicht auf dieselben legen. In 
der Mehrzahl aller Fälle werden die ersten Anfänge der Erkrankung wohl 
übersehen und liegt der wirkliche Beginn der Erkrankung meist weit mehr 
zurück. 
Was nun die einzelnen tabischen Symptome anbelangt, so zeigen die 
meisten Fälle grosse Einheitlichkeit. Das Westphal’sche Zeichen fand sich 
stets mit Ausnahme der Beobachtung von Kutner ®3), bei der, es handelte 
sich um einen Fall von incipienter Tabes, lebhafte Kniephänomene notiert 
waren. 7 mal fanden sich Veränderungen der Pupillarreaction, meist war 
dieselbe ganz aufgehoben, in seltenen Fällen sehr träge, Eine bestimmte An- 
gabe über das Verhalten der Pupillen lässt sich nicht machen, da in dem 
Falle von Wilms*) und in sämmtlichen 3 Fällen von Remak 19) des Vor- 
handenseins oder Fehlens der Lichtreaction leider keine Erwähnung gethan 
wird. Lähmungen von Augenmuskeln fanden sich nur in einer Beobachtung. 
(Fall I von Remak.) 
Störungen von Seiten der Sensibilität wurden hur in ganz wenigen Fällen 
völlig und dauernd vermisst. In den 10 Fällen, in denen solche notiert waren, 
zeigten dieselben zwar ein wechselndes, aber doch für Tabes characteristisches 
Verhalten. Am häufigsten treten diese Störungen des Empfindungsvermögens 
in Form der Hypästhesie und Hypalgesie zu Tage. Meist war dieselbe diffus
	        
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