Full text: Festschrift zur Feier des 50jährigen Bestehens des Ärztlichen Vereins Nürnberg

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Grosse Schwierigkeiten hat von je das Hüftgelenk geboten. Hier sind 
die Operationserfolge besonders schlechte. Das Gelenk ist sehr schwer zu- 
gänglich, es geschieht deshalb hier ganz besonders leicht, dass tuberkulöses 
Gewebe zurückbleibt und Nachoperationen nothwendig werden. Die Operation 
muss aber auch stets ein beträchtliches Stück Knochen opfern und es bleibt 
eine mangelhafte Verbindung des Oberschenkels mit dem Becken zurück, so 
dass das Bein. bedeutend an Tragfähigkeit verliert. Ist schon so das augen- 
blickliche Resultat ein wenig befriedigendes, so wird dasselbe noch getrübt 
dadurch, dass das Bein späterhin geschont wird und bei Kindern ganz 
veträchtliche Entwicklungsstörungen bemerkbar werden. Sämmtliche Knochen 
des Beins bleiben dünner und kürzer in Folge der Schonung. Diese schlechten 
Erfolge der Operation haben dazu geführt, dass gerade hier die Operation 
fast ganz verlassen und das unblutige Verfahren am meisten ausgebildet 
worden ist. Dasselbe hat in der That überraschend gute Erfolge ergeben, 
50 dass es wenigstens bei jüngeren Leuten und nicht zu bedeutenden Zer- 
störungen im Gelenk den Vorzug vor der Operation verdient. 
Das Kniegelenk bietet von allen Gelenken die besten Verhältnisse für 
die Operation, Dasselbe kann vorzüglich zugänglich gemacht werden, so dass 
man hier fast stets der Forderung genügen kann, das Tuberkulöse im Gesunden 
herauszuschneiden mit Vermeidung einer Verunreinigung des Operationsfeldes 
durch tuberkulöse Massen. Ausserdem wird hier eine Verödung des Gelenkes 
und die geringe Verkürzung durch die Resection am wenigsten die Gebrauchs- 
fähigkeit des Gliedes stören. Hier wird man nur bei Kindern conservativ 
verfahren, sonst aber stets die Pflicht haben, den Krankheitsherd sobald als 
möglich aus dem Körper zu entfernen. 
Am Fusse bietet ebenfalls die unblutige Behandlung wenig ermuthigende 
Erfolge, auch hier ist radicale Entfernung des Krankheitsherdes (Kinder aus- 
genommen) am Platz, 
d) Constitution des Kranken, Guter Ernährungszustand wird uns zu 
conservativer Behandlung ermuthigen. Reduction des Ernährungszustandes 
zwingt uns zu raschem Eingreifen, Ebenso wird uns das Vorhandensein von 
anderen tuberkulösen Herden im Körper zur Operation veranlassen. Die Ent- 
jernung des tuberkulösen Herdes kann sogar einen günstigen Einfluss auf be- 
stehende Lungenerkrankungen ausüben. 
Gelenktuberkulose bei nicht erblich Belasteten verläuft im Allgemeinen 
leichter. Ebenso bietet die in Folge eines Traumas entstandene Tuberkulose 
Aussicht auf günstigen Verlauf, 
Die allgemeinen Gesichtspunkte, welche wir im Vorstehenden für unser 
‘herapeutisches Handeln gewonnen haben, sind: 
1) Die Tuberkulose des Kindesalters bis zur Pubertät eignet sich aus- 
schliesslich zur conservativen Behandlung. 
2) Die tuberkulösen Knie- und Fussgelenkentzündungen bei Erwachsenen 
sind zu operieren sobald die Diagnose feststeht.
	        
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