Volltext: Festschrift zur Feier des 50jährigen Bestehens des Ärztlichen Vereins Nürnberg

Farbe hatte es nicht verloren. Die Mutter ist glatt genesen, z. Z. wieder 
gravida. 
Es ist nach diesen Auseinandersetzungen nicht gut möglich einen der 
aufgezählten Todesfälle der Zange zur Last zu legen. 
Unumwunden gebe ich dagegen zu, dass mehrere Kinder zum Theil recht 
veträchtliche Verletzungen durch die Zange davongetragen haben. Einmal 
erlebte ich nach einer Zange am hochstehenden Kopfe infolge der starken 
Gewaltanwendung eine Fraktur des linken Scheitelbeines in drei Theile. Ich 
konnte das Kind drei Jahre lang in seiner Entwicklung verfolgen; einen 
Schaden hat es dadurch nicht davongetragen Dreimal konnte ich löffelförmige 
Impressionen konstatieren, zweimal Facialislähmung ; Druckmarken an ver- 
schiedenen Theilen des Kopfes mit Hautabschürfungen, Hämatonen u. dergl. 
sind sämmtlich ohne Schaden für die Kinder in Heilung ausgegangen. Gerade in 
diesen Fällen besonders im oben genannten, der die Schädelfraktur nach sich ZOg, 
war ich durch Sinken der Herztöne zum Anlegen der Zange genöthigt. 
Längeres Zuwarten hätte vielleicht keine Verletzung, wohl aber den Tod des 
Kindes zur Folge gehabt. 
In vorstehenden Zeilen habe ich lediglich objektiv meine Beobachtungen 
und Resultate dargelegt, die ich in meiner geburtshilflichen Thätigkeit bei 
Zangenoperationen zu machen, Gelegenheit hatte. Nach welchen Gesichts- 
punkten bin ich bei Anlegung der Zange verfahren? Von welchen Indikationen 
habe ich mich leiten lassen? 
Schröder schreibt in seinem Lehrbuch: die Zange ist angezeigt, I. wenn 
die Wehen bei nicht abnormem Widerstande so schwach sind, dass ihnen die 
Austreibung des Kindes gar nicht oder doch wenigstens nicht in so kurzer 
Zeit gelingt, wie es für das Befinden der Mutter oder des Kindes wünschens- 
werth ist; 2. wenn in Fällen, in denen die Entbindung mit der Zange die 
schonendste ist, gefährliche Ereignisse auftreten, welche die sofortige Ent- 
>»indung im Interesse der Mutter oder des Kindes erfordern. 
Aus diesen Sätzen geht sofort hervor, dass bereits Schröder dem 
einzelnen Operateur bei Anlegung der Zange einen gewissen Spielraum 
zestattete. Bei einer für das Kind drohenden Gefahr, die sich durch Sinken 
der Herztöne und Abgang von Kindspech kennzeichnet, wird wohl Jeder ohne 
Besinnen sofort zur Zange greifen. Der strittige Punkt ist die Wehenschwäche 
jer Mutter, \WVenn Jemand warten will, bis hierbei eine Gefahr für Leben 
und Gesundheit der Mutter oder des Kindes droht, der wird mit viel schlechteren 
Resultaten zu rechnen haben (Dresden), wie Derjenige, der nach sorgfältiger 
Abwägung aller in Frage kommenden Momente: Zangengerechter Stand des 
Kopfes u. s w. alsbald zur Zange greift. Darin werde ich wohl keinen 
Widerspruch erfahren, dass Derjenige, der viel Geburten zu leiten hat, eher 
eine Störung im Geburtsverlaufe nahen sicht, wie ein Anfänger. Umgekehrt 
wird ein Anfänger freilich oft eine Gefahr vermuten, wo gar keine besteht. 
Ich erinnere nur an das Unregelmässigwerden und Sinken der Herztöne während 
Jer Wehen. Und deswegen glaube ich, dass wir nicht zwischen rigoroser und
	        
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