Volltext: Festschrift zur Feier des 50jährigen Bestehens des Ärztlichen Vereins Nürnberg

das häufige Auswärtsrücken des Spitzenstosses und event, auch der linken 
Dämpfungsgrenze, so kann man sich doch schwer vorstellen, wie durch sie 
die Verbreiterung der Herzdämpfung nach rechts zu stande kommen soll. 
Wir halten deshalb daran fest, dass der Lungenrand sich vom Herzen retrahiert 
haben muss, und können es um So eher, als sowohl diese supponirte Ver- 
änderung, wie der Zwerchfellshochstand sammt der Herzverlagerung sich 
zwanglos durch eine einzige und klinisch regelmässig beobachtete Erscheinung 
erklären lässt, nämlich gerade durch die verminderte Respirationsthätigkeit 
der Chlorotischen. Der Mangel‘ an Athmungsenergie wird nicht nur die 
Lungenränder schlecht mit Luft füllen, sondern er wird auch das Zwerchfell 
in geringerem Grade abflachen; letzteres wird sich also durchschnittlich mehr 
seinem Ruhezustande, der höchsten Wölbung nähern. Jedenfalls hat diese 
Erklärung des Zwerchfellhochstandes grössere Wahrscheinlichkeit für sich, als 
die Beschuldigung der bei der Bleichsucht ja recht häufigen Stuhlträgheit 
und dadurch bewirkte Koprostase, event. Meteorismus. Diese Zustände sind 
doch zu wenig constant, und zum mindesten sind sie es nicht unter der 
ständigen ärztlichen Ueberwachung im Spital. Ich erwähne hier noch kurz 
zwei einzelne Beobachtungen. In einer der oben citirten zwölf Kranken- 
geschichten finde ich hervorgehoben, dass bei der an Obstipation leitenden 
schwer Chlorotischen auch nach ungewöhnlich reichlicher Stuhlentleerung der 
Spitzenstoss im vierten Intercostalraum verblieb. Dafür, dass das Zwerchfell 
durch passive Empordrängung von unten überhaupt nicht zu einem solchen 
Hochstand zu gelangen pflegt, wie er bei den Chlorotischen gewöhnlich ist, 
scheint folgender Fall zu sprechen. Ich durchleuchtete ein kräftiges, nicht 
bleichsüchtiges Mädchen, bei der als Folge von Obstipation die Perkussion 
starken Zwerchfellshochstand ergab; trotzdem entsprach die Zwerchfellkuppe 
der fünften Rippe. 
Das Resultat unserer Beobachtungen ist, um es kurz zu wiederholen: 
Die Herzverbreiterung bei der Chlorose ist gewöhnlich eine scheinbare. 
Ihre Ursache ist verminderte Respirationsthätigkeit, die einerseits eine Retraktion 
der Lungenränder, andererseits Hochstand des Zwerchfells und durch letzteren 
eine Drehung des Herzens um seine Querachse zur Folge hat. — 
Anschliessend an diese Erörterungen sei es mir gestattet, aus unseren 
Krankengeschichten noch einige klinische Beobachtungen herauszugreifen. 
Von den überaus häufigen funktionellen Herzstörungen sei nur die unter 54 
Chlorosen, die in den ersten Monaten dieses Jahres zugingen, viermal be- 
>bachtete Arythmie erwähnt. Ihr Vorkommen bei Chlorose ist ungewöhnlich: 
nur in einer Arbeit von Heubn er®) fand ich Blutarmuth als eine Ursache 
für Herzarythmie im Kindesalter verzeichnet. In dreien unserer Fälle war sie 
vorübergehend, in einem dauernd und sehr hochgradig. Aus unserer 431 
Krankengeschichten umfassenden Zusammenstellung sei mitgetheilt, dass in 
42 Fällen Struma, meist geringgradig verzeichnet wurde. 5 mal fand sich 
Milzschwellung, 6 mal Leberschwellung, in einem Fall Beides, Während die 
Milzvergrösserung mittelschwere Chlorosen (32---800/. Hämoeglobin) betraf,
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.