Volltext: Kaiser Wilhelm der Erste

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Schleswig-Holstein, zum Abfalle oder zur Neutralität zu bewegen 
und dann das alleinstehende Preußen niederzuwerfen. 
Allein die Deutschen kamen ihnen zuvor. Schon am 
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der bayerischen Rheinpfalz, drei große Heere marsch- und kampf— 
bereit: rechts das erste unter General Steinmetz, in der Mitte 
das zweite unter dem Prinzen Friedrich Karl, links das dritte 
unter dem Kronprinzen Friedrich Wilhelm, im ganzen 450 000 
Mann, und weitere 100000 Mann aus den östlichen Teilen 
Preußens rückten nach. 
Die Aufgabe der deutschen Heere bestand nach dem Feld— 
zugsplane, den der „Schlachtendenker“ Moltke bereits im 
Winter 1868/69 in einer Denkschrift dem König entwickelt hatte, 
darin, geradewegs auf Paris loszumarschieren. Der Kronprinz 
Friedrich Wilhelm eröffnete den Kampf, indem er mit seinem 
Heere, das aus den Truppen der süddeutschen Staaten und zwei 
norddeutschen Corps gebildet war, am 4. August die französische 
Grenze überschritt und eine Abteilung des unter der Führung 
von Mac Mahon stehenden Heeres bei Weißenburg angriff. Es 
entspann sich ein erbitterter Kampf, aber die Deutschen blieben 
Sieger. Für den weiteren Verlauf des Krieges war es eine 
glückverheißende Vorbedeutung, daß gleich in der ersten Schlacht 
der Sieg errungen wurde, und daß sich die Waffenbrüderschaft 
der Bayern und Preußen so glänzend bewährte. Zwei Tage 
darauf, am 6. August, schlug der Kronprinz bei Wörth den 
übrigen Teil des Heeres von Mac Mahon in die Flucht, und 
an dem gleichen Tage erstürmte General Steinmetz mit einem 
Teile der ersten Armee nach blutigem Ringen die steilen, von 
den Franzosen besetzten Höhen von Spichern bei Saarbrücken. 
An ein Überschreiten des Rheines und einen Einfall in Süd— 
deutschland, dem man hier nicht ohne Besorgnis entgegengesehen 
hatte, war jetzt auf Seite der Franzosen nicht mehr zu denken. 
In ganz Deutschland atmete man auf, und die Hoffnung auf 
einen glücklichen Fortgang des Krieges zog in die Gemüter ein. 
Nach den ersten Niederlagen unweit der französisch-deutschen 
Grenze beschloß die französische Heeresleitung, den Osten des 
Landes, die großen Festungen Metz und Straßburg ausgenommen,
	        
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