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| Arosa und mein Bergleben,
Noch einmal fahre ich beim Morgenlichte im
Nachen auf dem kleinen See, worin sich wieder
die ganze Bergespracht spiegelt. „Ihr Matten
lebt wohl, ihr sonnigen Weiden!“
Die freundliche Wirtin und die Bekannten be-
gleiteten mich hinauf zur Post. „Einsteigen!“
Vorn im Postwagen nimmt das alte, ehrwürdige
Paar aus England Platz, die Dame wieder in der
weissen Bluse mit den Schleifen in den englischen
Nationalfarben und dem Hute mit dem Shawl,
ein Berliner Herr und ich hinten im Wagen. Der
Kutscher schwingt sich auf den Bock, der alte,
lustige Postillon ihm nach, das Viergespann setzt
sich in Trab. „Adieu‘“, „adieu!‘“ Die Hüte
werden geschwenkt, die Wagenketten rasseln, die
Pferde klingeln, von unten herauf grüsst noch
aijnmal der Seehof, hier der blinkende Obersee,
grüssen die harzigen Wälder, die blauen Berge,
noch einen Rückblick, und nun ist Arosa mit all
seinem Zauber meinen Augen entschwunden.
Unterwegs boten sich uns herrliche Fern-
sichten. Weit drüben im klaren Horizont er-
blicken wir im Sonnenlichte die eis- und schnee-
ımpanzerten Riesen des Berner Oberlandes.