Arosa und mein Bergleben, 63
noch hier gesehen! Endlich „zum Abschied-
nehmen just das rechte Wetter“, nun ganz be-
stimmt; lachende Abschiedsscenen, und nun ist er
mit dem gemütlichen Züricher fort. Nach einer
Stunde ist er wieder da. Die Spottdrosseln, die
jungen Damen, lachen ihn wieder hinaus. Von
Maran, telephoniert er das erste, von Chur das
zweite Mal und fragt an, ob er wiederkommen
solle.
Mein Freund bleibt zum Glück noch da. Er
las mir heut seine Dichtung vor, voll Waldesduft
und Minnesang, eine Waldlilie, die unter den See-
hoftannen erblüht ist,
Wie waren wir bei dem Gleichklang unsrer
Seelen einander unentbehrlich geworden! Oft war
es mir, als wären wir uns schon lange bekannt.
„Wie traulich war es,“ so schrieb er später einmal,
‚wenn wir zwei durch dem schlummernden Wald
Schritten, über dessen Kronen ein Stern nach dem
andern in stillem Glanze erstrahlte! Und wenn
wir beide dann einige Augenblicke nichts sagten,
da sagten wir uns wohl am meisten.“ Wie so
rasch verflog die schöne Zeit! Scheiden! Meiden!
Es ist der Menschen Loos. Wenn Herzen sich
gefunden und in seliger Gewissheit, verstanden zu
werden, sich aneinander schmiegen, dann schlägt
das Abschiedstündlein. Die Sorge um den er-
krankten Vater trieb ihn heim. Wie waren wir