Arosa und mein Bergleben, 49
gestraft rutscht man keinen Berg hinab; er fordert
seine Opfer und wäre es auch nur eine Hose, hier
oben freilich „mein teures Kleinod jetzt, mein
grösster Schatz“. Ich hielt’s für’s Beste, den
Damen mich zu entdecken, und nun donnerten
ihre Lachsalven weit ins Thal hinein. Es war zu
lustig, als sie um mich herumstanden, vor Lachen
sich schüttelten und Rat hielten, wie mir zu helfen
sel. Eine Schweizerin wollte mich mit ihrem
Schirme decken, eine andre mir ihren Kragen
nach Art der Bergleute als Schurz umgeben; zu-
letzt nahmen sie mich ins Schlepptau, und so
erreichte ich ungesehen den Seehof.
Ein taufrischer Morgen führte uns nach dem
Schwellisee, zu dem man über Inner-Arosa empor-
steigt. Und nun wir die Höhe erreicht haben,
liegt er tief unter uns, blau und durchsichtig wie
ein Edelstein, wie Himmelsblau, das herabgefallen
in grüne Matten und Alpenrosen. Im Seichten
steht eine Rinderherde, deren Geläut lieblich zu
uns heraufklingt. Des Sees Hintergrund aber
bilden die ehrwürdigen Häupter des Rothorns
und der Erzhörner mit tiefdurchfurchtem An-
gesicht, von deren Schneewasser das liebliche
Kind mit den blauen Wunderaugen gespeist wird.
Wir legen uns am Abhange ins schwellende Gras,
in welches kleine Enziansternchen eingestickt sind,
ach, diese Sternchen, wer sie gesehen, vergisst
Arosa.