Volltext: Nach Arosa!

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Siebentes Kapitel. 
an Böhmen und an meine liebe Vaterstadt, welche stattliche Reihe 
der Meister und welche herrlichen Gebilde ihrer Hand!“ 
„Wohl gesprochen!“ fiel Bella ein. „Von den Meistern 
der Schule von Köln und von Brügge sah ich unterschiedliches 
Bildwerk, auch was die Prager geschaffen, ward mir zugänglich, 
und meine Augen sahen's mit Bewunderung.“ 
„Ei, seid Ihr solche Kennerin und Liebhaberin der Kunst?“ 
rief Dürer, den die Signora immer mehr zu interessieren begann. 
Bella lächelte und zeigte das elfenbeinerne Weiß ihrer 
schönen Zähne. „Von Jugend auf war das Reich des Schönen 
meine Welt, und zu den Herrschern in diesem Reiche neigt sich 
meine Seele in Achtung und Verehrung. — — Wie lange 
schon schweifet Ihr durch die Welt?“ 
„Drei Jahre und darüber“, versetzte Dürer. 
„Und was alles sahet Ihr? Wird Eure Seele nicht müde, 
wenn Ihr mir davon etliches erzählet, so bitte ich Euch herzlich 
darum.“ 
„Mit Freude diene ich Euch, Signora“, versicherte Dürer 
mit immer wärmerer Hinneigung zu dieser Jüngerin der Kunst. 
„Nach Westen zog es mich zuerst, nach Kolmar stand mir der 
Sinn, daß ich Martin Schongauer mit Augen sähe, den Meister, 
dessen Kunst mir in meiner Lehrzeit gar viel genützet und meinen 
Geist reich befruchtet. Von Stadt zu Stadt wandernd und an 
manchem Ort länger verweilend, kam ich gen Kolmar, da es 
zu spät war, denn der Meister Schongauer allbereit zwei Jahre 
in der Erde ruhete. Doch nahmen mich seine Brüder auf 
und hielten mich freundlich, zeigten mir auch vieles, das der 
Heimgegangene hinterlassen. Ich lohnte ihnen die Gutthat mit 
manchem Bildwerk, so ich schuf, und sie dankten mir mit vielen 
Worten, sagend, aus den Bildern schaue der Verstorbene sie an, 
als hätte seine Hand dieselbigen bereitet. Ich bin alsdann ein
	        
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