Volltext: Hans Sachs und andere Dichter des 16. Jahrhunderts

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J. Hans Sachs. 
Frau Wahrheit spricht: 
Wenn einer redet mit seinem Mund, 
Wie's steht auf seines Herzens Grund, 
Ohne Betrug mit den Nächsten sein, 
Daß Ja bleibt Ja und Nein bleibt Nein, 
Ohn' alles Ansehn der Person, 
Mag hoch er oder niedrig ston! 
Find' ich ein' solche Art bei dir? 
Der Bauer spricht: 
VNein wahrlich, das fehlt weit an mir; 
Wollt' allzeit ich die Wahrheit sagen, 
Würd' mir gar oft der Kopf zerschlagen, 
Muß heucheln oft und Lügen erdenken, 
Den Mantel nach dem Winde henken, 
Müßt' oft sonst schmale Bissen essen. 
Die Bäuerin spricht: 
Wir beide haben oft gesessen, 
Bis eine Lüge wir erdacht, 
Wenn wir dem Herrn den Zins gebracht. 
Haben auch oftmals Eide geschwor'n, 
Zu loben unsern Hafer und Korn, 
Milch, Schmalz und Kühe, Säu' und Pferd', 
Die manchmal kaum die Hälfte wert; 
Wie könnten wir uns sonst ernähren? 
O Wahrheit, was willst du uns lehren? 
Wir müssen thun, wie andre Leut'!“ 
Frau Wahr heit spricht: 
Sagt eines mir, könnt ihr denn heut' 
Geduldig, ohn' euch zu empören, 
Von andern Leuten die Wahrheit hören, 
Wenn sie an euch die Laster strafen? 
Der Bauer spricht: 
Da greife stracks ich zu den Waffen, 
Sollt' je mich einer schänden, schmähn, 
Solch's könnt' ich nimmer übersehn, 
Der Rut' ich schon entwachsen bin.
	        
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