B. Spruch⸗Gedichte.
Meinst, du wollt'st baß die Welt regieren,
All' Dinge besser ordinieren,
Die Frommen schützen, die Bösen plagen?“
Sanct Peter thät dawider sagen:
„Ja besser müßt's auf Erden stehn,
Nicht also durch einander gehn,
Ich wollt' viel besser Ordnung halten!“
der Herr sprach: „So mußt du verwalten,
Petre, die hohe Herrschaft mein,
Sollsi heut' am Tage Herrgott sein,
Mein ganzes göttlich's Regiment
Sei heut' gelegt in deine Händ'!“
Darob war Petrus wohlgemut,
Die Herrlichkeit däucht' ihm gar gut.
Indem kam her ein armes Weib,
Ganz mager, dürr und bleich von Leib,
Barfuß und in zerriss'nem Kleid,
Die trieb ihre Geiß hin auf die Weid';
Da sie nun auf die Wegscheid' kam,
Sprach sie: „Geh hin in Gottes Nam',
—V——
Daß dir kein Übel widerfahr',
Gott hüte dich mit seiner Hand!“
Mit dem die Frau sich wieder wandt'
Ins Dorf, die Geiß ging ihre Straß'.
da sprach der Herr zu Petro das:
„Petre, hast du das Gebet der Armen
Gehört? du mußt dich ihrer erbarmen,
Weil ja den Tag bist Herrgott du,
So stehet dir auch billig zu,
Daß duͤ die Geiß nimmst in deine Hut,
Wie sie von Herzen bitten thut,
Und hütest sie den ganzen Tag,
Daß sie sich nicht verirrt im Hag,
Daß sie am Abend wiederum
Ohi? Schaden aus dem Walde kumm'
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Zans Sachs u. andere Dichter d. 16. Jahrh. (G. Freytag, Leipzig.)