Volltext: "Als Nürnberg freie Reichsstadt war"

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So ist es aber auch noch in unsern Tagen am 
St. Johannisfeste zu Nürnberg draußen auf dem 
stillen Friedhofe; so war es damals schon, als hinter 
der Kapelle derer von Holzschuher jetzt eine Jungfrau 
vorüber an einen Juüngling huschte, ein Zettelchen 
ihm in die Hand drückte und schnell sich wieder unter 
den nicht weit entfernten Freundinnen verlor, die vor 
dem Wandgemälde standen, das dem Andenken des 
im Jahre 1696 bei dem Brande der Egydienkirche zu 
Nürnberg verunglückten Lehrjungen des Meßners auf 
dem Friedhofe errichtet war. 
Der Jüngling aber schlich seitwärts, entrollte 
das Zettelchen und las, die Handzüge der Geliebten 
zum erstenmale erschauend: „Bis halb neun Uhr 
Abends hinter'm Tetzel. Ich besuche Pellers Meta.“ 
— Die Wonne des Himmels spiegelte sich in den treu— 
blauen Augen des Jünglings. — War doch zum 
erstenmale es, daß seine Minna ein Stelldichein ihm 
gewährte; hatte er doch seit vier Wochen sie nicht 
mehr gesprochen, ja selbst sie nicht mehr gesehen, weil 
sie zu Heroldsberg auf Geuders Schloß geweilt! — 
Er wußte sich aber auch schier gar nicht mehr 
zu fassen, recitirte den Freunden, denen er sich wieder 
beigesellt, ganze Stellen seines vor Kurzem erst ver— 
öffentlichten zweiten Gedichts: „Das Kränzlein“, das 
er nach langem Zögern und Bangen hatte drucken 
lassen, und als Siegmund von Geuder ihn liebevoll, der 
finstere Ernst von Eglofstein dagegen spottend ihn ob 
der Ursache solch' plötzlicher Freude befragten, tanzte 
er, lustig die Finger schnalzend, des Weges dahin 
und sang, um die Freunde irre zu führen:
	        
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