Full text: Drei Fastnachtspiele

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Hans Sachs: Ausgewählte Gedichte. 
Als nun der Bruder kam dahin, 
Nichts mit sich er in die Klause trug 
Als einen grünen Wasserkrug, 
Damit Wasser zu holen aus einem Brünnlein, 
Das aus einem Felsen floß in einem Rinnlein. 
Als er eines Tags zu beten saß 
In der Klause und fröhlich was, 
Daß es war also öd' und still, 
Da dacht' der Bruder sich: „Ich will 
Forthin verbringen hier meine Zeit; 
Mir nichts zur Ünruh' Ursach' geit!; 
Da hab' ich mir erwählet eben 
Ein ruhig, abgeschieden Leben.“ 
Nun stak ein Nagel bei der Thür; 
An den hängte er seinen Krug herfür. 
Und wenn er dann ging auf und nieder, 
In der Zelle hin und wieder, 
So stieß er sich allemal daran. 
Unwirsch riß er den Krug davon 
Und stellt' ihn hinaus zu dem Bronnen 
In einen Busch. Wenn dann schien die Sonnen 
So wurde das Wasser ihm badwarm. 
Das schmeckte dann so elend arm, 
Weil er nur Brot zu essen hatt'. 
Unwirsch nahm er so von der Statt 
Den Kruͤg, trug ihn in die Klause wieder 
Und setzte ihn in einen Winkel nieder 
Und sprach: „Da bleibst du mir fein kalt.“ 
In derselben Nacht geschah's doch bald, 
Als er aufstand in finstrer Nacht, 
Die Mette zu beten mit Andacht, 
Kniete er da nieder ungewiß 
Und seinen Wasserkrug umstieß; 
Der machte in der Klause alles naß. 
Drob wurde er ungeschlacht übers Maß, 
Sprach: „Nun bin ich ja genug 
Besch. sen mit dem Wasserkrug!“ 
Früh riß er weg den Krug mit Unwillen 
Giot.
	        
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