Full text: Drei Fastnachtspiele

6 
Hans Sachs' Leben und Werke. 
seiner Schwänke und poetischen Erzählungen sprechen nach drei 
Jahrhunderten noch mit unverminderter Frische zu Kopf und 
Herz. Beruht nun ein guter Teil der Wirkung, die Sachs 
ausgeübt hat und noch ausübt, auf der Sicherheit, mit wel⸗ 
— 
haupt betrachtete, so liegt darin anderseits die Begrenzung 
seines Talents. Daß er in seiner Menschendarstellung an die 
Gestalten gebunden bleibt, welche er um und neben sich er⸗ 
blickte, und mit Glück außer den Bürgerkreisen etwa nur die 
der fahrenden Leute und der zumeist als plump, tölpisch und 
diebisch dargestellten Bauern schildert, würde an sich kein 
Mangel sein. Aber die Vertiefung sowohl als der Aufschwung 
des Dichters wurden dadurch gehemmt, daß ihm die bürger— 
liche Ordnung, in der er lebte und gern lebte, mit der Ord— 
nung Gottes und der Ordnung der Natur zusammenfiel, und 
daß er, während er redlich bemüht war, in den Kern der 
menschlichen Dinge einzudringen, doch vielfach nur ihre Außen⸗ 
seite zu erfassen vermochte. Innerhalb seiner Welt und der 
Formen, welche der heiter moralisierenden Tendenz günstig 
sind, hat er Unübertreffliches geschaffen. Sind seine poetischen 
Erzählungen und Schwänke auf epischem, seine Fastnachts- 
spiele auf dramatischem Felde die Krone seiner Leistungen, 
so darf, was er im didaktischen Gedicht und im ernstern Drama 
geleistet hat, keineswegs gering angeschlagen werden. Der 
dramatischen Dichtung, welcher er zeitlebens mit besonderer 
Vorliebe zugethan blieb, erschloß er nicht nur neue Stoffgebiete, 
sondern belebte die Rede innerhalb der im ganzen noch epi— 
schen Handlung in wahrhaft dramatischer Weise, so daß sich 
aus den von ihm gegebenen Anfängen unter günstigern Um— 
ständen am Ende des 16. Jahrhunderts so gut eine National⸗ 
bühne hätte entwickeln können wie in England. Auf der 
Grundlage seiner Erzählungs- und Auffassungsweise ruht 
nahezu die gesamte deutsche Schwankdichtung des 16. Jahr— 
hunderts. 
Das vorliegende Heft enthält die drei bekanntesten Fast— 
nachtspiele des Dichters in modernisierter Form, die sich 
aber dem Urtext so eng wie möglich anschließt.
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.