Volltext: Stenographischer Bericht der neunten Generalversammlung Deutscher Müller und Mühlen-Interessenten in Nürnberg vom 12. bis 16. August 1876 (9. 1876 (1877))

— 498 — 
Kaiser Maximilian, der den Bund zur Handhabung des Landfriedeng 
und mehr noch für seine eigenen Zwecke zu erhalten bestrebt war, dem 
Rat den ernsten Befehl dazu gegeben hatte. Es scheint, als ob sich 
die Stadt anfangs habe ausschließen wollen, und in der That konnte 
sie sich wenigstens für ihr Verhältnis zum Markgrafen keinen großen 
Gewinn von ihrem Beitritt versprechen, wenn dieser jetzt wieder wie 
schon früher, zuerst die Aufnahme der Stadt in den Bund auf alle 
Weise zu hintertreiben suchte und dann aufs neue jene Klausel in den 
Aufnahmevertrag hineinzubringen verstand, wonach er der Stadt 
Nürnberg Hilfe zu leisten nicht schuldig sein sollte. 
Am 23. Januar auf einem Tage zu Augsburg, faßte der Bund 
den Plan zur Verfolgung des geächteten Adels und zur Zerstörung 
der wichtigsten fränkischen Raubschlösser. Man rechnete dabei auf die 
Unterstützung des Kaisers und die Erfolge, die man kurz zuvor gehabt 
hatte, ermunterten zu weiteren Schritten. Am 18. November 1812 
war wesentlich mit Hülfe von Nürnberger Geschütz die gefürchtete 
Bergveste Hohenkrähen im Hegau gefallen und im Dezember das dem 
Hans von Selbitz gehörige Frauenstein im Bayerischen Walde ein— 
genommen worden. Nürnberg hatte dazu ein starkes Kontingent von 
etwa 700 Mann mit 9 Geschützen gesandt.*) Jetzt wurde zunächst 
das starke Boxberg, im Besitz der Familie von Rosenberg ins Auge 
gefaßt. Allein der Kaiser verweigerte seine Zustimmung und befür— 
wortete eine friedliche Auseinandersetzung mit Götz und seinem Anhang, 
zu der sich auch Nürnberg unter der Bedingung verstehen wollte, daß 
seinen Bürgern ein genügender Schadenersatz geboten wurde. Da 
war es ein Vorteil für die Reichsstadt, daß es ihren streifenden 
Söldnern am 27. Februar 1513 gelang den des Straßenraubs dringend 
verdächtigen Hans Christoph von Absberg gefangen zu nehmen. Der 
Markgraf nämlich, der dem mit ihm befreundeten Manne und seiner 
Familie das Schicksal Seckendorf's ersparen wollte, versprach nun dem 
Rate, gegen die Freilassung des Ritters den in engster Beziehung zu 
der Berlichingenschen Fehde stehenden Handel mit Hans Geislingen zu 
schlichten. In der That entsagte dieser darauf der Fehde und ver— 
pflichtete sich zur Zahlung von 2000 Gulden Entschädigung an die 
Nürnberger Kaufleute. Mit ihm konnten auch die anderen Mitglieder 
der Familie Absberg und die übrigen Helfer des Geislingen aus 
Sorgen gelassen werden und Hans Christoph erlangte die Freiheit. 
——— Wie wenig Bedeutung damals allgemein der Reichsacht beigelegt wurde, 
ersieht man daraus, daß der geächtete Hans Georg von Absberg das markgräfliche 
Bundeskontingent nach dem Hohenkrähen begleitete. Es ist dies zugleich ein deut⸗ 
licher Beweis für die seltsame Verworrenheit der Dinge im deutschen Reiche und den 
im Einzelnen oft völlig versagenden Zusammenhang unter dem deutschen Adel.
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.