Volltext: Stenographischer Bericht der neunten Generalversammlung Deutscher Müller und Mühlen-Interessenten in Nürnberg vom 12. bis 16. August 1876 (9. 1876 (1877))

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Falle der relativ besser ist und demgemäß die weiteren Fragen zu 
formuliren haben. Es giebt Verhältnisse genug wo ein Motor mu 
einem Effekt von beispielsweise nur 400/, relativ mehr Wert hat als 
ein anderer von 75640. 
Eine Reise in's Hochgebirge wird Sie überzeugen, daß dort, aller 
Theorie zum Trotz eine Unzahl kleiner, erbärmlicher Wasserrädchen 
schnurren, deren Nutzeffekt oft kaum 100, erreichen dürfte. Und doch 
möchte ich auch diesen Rädchen ihre Berechtigung nicht absprechen. Sie 
leisten wenigstens was sie sollen, d. h. sie geben so viel Kraft, wie 
verlangt wird, und auch die Unterhaltungskosten gestalten sich, weil 
Holz und Arbeitskräfte am Platze billig sind, gering. Eine leidliche 
Turbine würde bei demselben Wasserbedarf allerdings vielleicht sieben— 
mal so viel Kraft hergeben und sehr viel weniger resp. gerade keine 
Unterhaltungskosten beanspruchen, aber für diese siebenfache Kraft ist 
absolut kein Bedürfniß vorhanden und die Kosten der ersten Anlagen 
würden doch theurer sein als für das bescheidene, dem Bedürfniß voll— 
kommen genügende Wasserrädchen. 
Auch für Dampfmaschinen anerkenne ich sehr wohl die Möglich⸗ 
keit, daß kleine billige in ihrem Nutzeffett wie in ihrer Dauerzeit mise⸗ 
rable Maschinen in bestimmten Fällen den Vorzug verdienen vor solide 
gebauten, ökonomischen arbeitenden Dampfmaschinen. Hier wie bei den 
hydraulischen Motoren, wird die Oertlichkeit, Art und Dauer der Ver— 
wendung den Ausschlag geben, wie das System, wie die Konstruk— 
tion zu wählen ist, und der rationell arbeitende Ingenieur wird auf 
dem Wege der Vergleichung sehr wohl in der Lage sein zu sagen, was 
denn das relativ beste System, die relativ veste Konstruttion ist. 
Ich darf mir wohl erlauben Ihnen mitzutheilen, welcher Hülfs⸗ 
mittel ich mich bei Beantwortung der Frage über die für einen gege— 
benen Fall beste Dampfmaschine bediene. 
In dem leider wenig bekannten Buche von Jentsch „Die Berech— 
nung der Dampfmaschinen“ finden Sie diverse Tabellen über die Konsum⸗ 
verhältnisse der Dampfmaschinen. Diese Tabellen habe ich benutzt und 
mir aus denselben vor Jahren eine Form von graphischen Darstellungen, 
eine bequeme und ich möchte fast glauben allgemeine verständliche Ue— 
bersicht gemacht, aus welcher ich in kürzester Zeit ersehen kann, wie 
sich die Haupt-Jahresausgabe, d. h. wie sich der Dampf- resp. Kohlen— 
verbrauch für eine Dampfmaschine stellt, je nachdem ich das eine oder 
das andere System, Nichtkondensativn, Kondensation vder System 
Woolf anwende, und ferner je nachdem ich mich für 2, 4,6, 8 Atmos— 
phären-Spannung im Kessel entschließe. 
Jentsch hat für verschiedene Dampfmaschinen von 15 bis 300 
Pferdekraft und unter Annahme des relativ günstigen Erpansions— 
verhältnisses, auch für diverse Dampf-Spannungen die so genann⸗ 
ten „Konsumzahlen“ das heißt die Dampfmengen pro Stunde berech— 
net, die pro 1 Pferdekraft effektiv als Konsum, ausgedrückt in Kilo— 
gramm, gebraucht werden. 
Die Tabellen von Jentsch gehen also nur Einheitszahlen und habe 
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