Der rechte Flügel des Grabes zeigt die Auferstehung Christi
CTafel III, 2). Er schreitet eben mit der Fahne als Siegesfürst aus
dem Grabe heraus, an dessen Seiten die Landsknechte in tiefem Schlafe
liegen. Auf dem zurückgeschobenen Grabdeckel sitzt ein Engel. Im
Hintergrunde nähert sich Maria dem Eingange des Kirchhofes; außer—
dem erblickt man zwei Frauen mit Salbenbüchsen. Die Landschaft ist
wieder überaus reich mit Bäumen, Häusern und Felsen geschmückt.
Auch ein Brunnen ist hinzugefügt. Wohl um den Platz zu füllen, ist
oben in einer Ecke noch Christus mit den zwei Jüngern in Emmaus
dargestellt. Unten ist hinter einer männlichen Figur das Schreyersche
Wappen, hinter einer weiblichen das der Cammermeister angebracht.
Auffallend ist, daß die Krieger)) im Vergleich zu Christus zu klein ge—
raten sind. Dieses wie manches andere mag die Hände der Gesellen
erkennen lassen, denn zweifellos haben diese bei der Ausführung ein
gutes Teil helfen müssen, da das Werk in nicht ganz zwanzig Monaten
vollendet war, und der Meister daneben gewiß noch anderes in Arbeit hatte.
Die Komposition der Auferstehung hat die größte Ähnlichkeit mit
einigen Bildern des Michel Wolgemut.?) Christus steht neben dem
Grabe oder auf dem Rande desselben. Der Deckel, auf dem ein
Engel in gleicher Haltung auf derselben Seite wie bei Krafft sitzt,“)
liegt auch quer über dem Grabe. Der eine Landsknecht hält die Hand
vor die Augen, um von der Erscheinung Christi, dessen Haupt ein
Heiligenschein umgiebt, nicht geblendet zu werden. Dieses Motiv ist
bei Adam Krafft etwas umgebildet, aber die Hand ruht auch auf der
Stirn und der Haube. Den Hintergrund auf Wolgemuts Bildern
ziert immer die Burg von Nurnberg. Das Augsburger Bild ist eine
Stiftung der Landauer, wie das darauf befindliche Wappen angiebt.
) An der Kappe des Kriegers links sind Buchstaben angebracht (... cum
senioribus [7] ....).
2) Man ziehe zum Vergleich das Hallersche Bild in der Kreuzkirche zu Nürn—
berg, das in der Münchener Pinakothek und das in der Augsburger Galerie heran.
Eine ähnliche Anordnung kehrt zwar auf den meisten damaligen Darstellungen
der Auferstehung wieder; hier aber ist die Verwandtschaft der Komposition Wol—
gemuts mit der Kraffts zu auffallend. Wie viel Anteil Wolgemut an der Auf—
erstehung und der Kreuzschleppung am Altar der Kreuzkapelle hat, kann hier nicht
entschieden werden. v. Seidlitz nimmt beide nur als Arbeit Wolgemuts am Altar
an; Vischer dagegen beschränkt den Anteil des Meisters auf einige Köpfe. Thode
hält beide Bilder für die besten am Altar. Sicher ist wohl der Entwurf vom
Meister ausgeführt.
) Auf dem Hallerschen und Münchener Bilde. Auf dem Augsburger nähert
sich der Engel dem Grabe.