Volltext: "Als Nürnberg freie Reichsstadt war"

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beruhen konnten, beunruhigt, gebot den Dienern sich 
zu entfernen und das Volk auf der Straße zur Ruhe 
zu bringen; dann stärkte er den entkräfteten Mann 
durch Wein und Imbiß und forderte ihn auf, schleunig 
zu erzählen, wo er seither verborgen gewesen und was 
er wisse. Der Jude erzählte hierauf die Ereignisse 
jener Nacht in dem Kreuzgang des Dominikanerklosters 
bis zu dem Augenblick, wo er in ein elendes Gefäng— 
niß geworfen worden war. Nach einer kleinen Pause 
fuhr er in seiner Erzählung fort: „Drei fürchterliche 
Tage verlebte ich so, gepeinigt von Hunger und Durst 
und schon den festen Gedanken fassend, daß über mich 
verhängt sei der Hungertod. Da erschien ein alter 
Klosterbruder, reichte mir etwas schlechte Nahrung 
und setzte dies fort Tag für Tag. Es wühlte in 
meinem Innern die Angst und die Verzweiflung und 
ich fand doch keinen Ausweg, zu entrinnen und die 
Stadt durch Euch, Herr, zu befreien von der drohen— 
den Gefahr. Eben so wenig wußte ich, ob es sei 
Tag oder Nacht, Sabbath oder Werketag, bis endlich 
vor drei Tagen ein dumpfes Glockengeläute und ein 
Grabgesang von vielen Stimmen bis in meinen Kerker 
drang. Auf Befragen antwortete mir der alte Frater, 
daß der erste Tag des Pfingstfestes eingeläutet und 
gerade über mir von dem hochwürdigen Herrn Prior 
die Messe gehalten werde.“ 
„Immer noch hatte ich Hoffnung, befreit zu 
werden vor der entscheidenden Stunde, allein jetzt 
sah ich deutlich, welches Schicksal mir bevorstand, und 
meinen Brüdern und der guten Stadt. Durch einen 
schwachen Lichtstrahl in die Nacht meines Gefängnisses 
sah ich den folgenden Tag kommen und gehen, ebenso 
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