Full text: "Als Nürnberg freie Reichsstadt war"

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„Du warst in Gefahr, ich wußte es. Im 
Traum sah ich Dich jüngst in einen tiefen Abgrund 
stürzen.“ 
„Deine Ahnung hat Dich nicht getäuscht, mein 
einzig Kleinod. Höre wie es mir ergangen.“ Beide 
ließen sich auf einer Bank des Hofes nieder, von wo 
aus der Blick durch schattiges Grün auf die gesegneten 
Fluren des Knoblauchlandes schweifen konnte und der 
Kaiser erzählte: „Ein stattlicher Hirsch stieß mir auf. 
Ihn zu verfolgen, gab ich dem Rosse die Sporen. 
Aber das scheue Wild war schneller als mein Thier 
und im wildesten Trabe ging es fort durch Dick und 
Dünn, so daß ich mich bald von dem Gefolge getrennt 
sah. Schon mochte ich einige Stunden zurückgelegt 
haben, da verschwand plötzlich das Wild vor meinen 
Augen, aber in der Meinung, es habe durch einen 
gewagten Satz von der Höhe eines Felsens, dem es 
zugeeilt war, die Niederung erreicht, gab ich dem Rosse 
die Sporen, um fest auf seiner Fährte zu bleiben. 
Das Roß machte einige wilde Sätze und steht plötzlich 
an dem Rande eines Abgrundes, wohl fünfzig Klafter 
tief. Vergebens stoße ich einen Schrei des Entsetzens 
aus, vergebens greife ich in die Zügel und suche es 
zurückzureißen, — es ist im Laufe, und ich befehle dem 
Herrn meine Seele. Aber in diesem Augenblicke 
bäumte sich das Roß zurück. Der mächtige halbver— 
kohlte Stamm eines Lindenbaumes erhebt sich dicht 
vor ihm, wie ein dräuender Riese, und scheu macht 
es einen Sprung zur Seite, so daß ich aus dem Sattel 
geworfen werde.“ 
„Gott und die Heiligen waren mit Dir!“ sprach 
Kunigunda mit gefalteten Händen. 
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