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das ist das Thier, so man Salamander namset und wo
es sein Gift hinspritzt, da stirbt alle Kreatur; da ich im
Rath sitz', will ich das Thier schon fortschaffen, damit kein
Unheil die Stadt bedräut.“ Auf seiner Bücherstube aber
murmelte er Mittags: „Noch hab ich kein Mittel funden,
wie ich das Thier möchte von dannen bringen, wenn
ich nur wüßt', wer mir hierinnen rathen könnt.“
Noch vor 12 Uhr ging er gedankenvoll von seiner
Stube hinweg und stieß auf der Fleischbrücke auf
seinen Freund, dem Junker Stefan Braun, der hier
Handel trieb, auch der Stadt in Kriegsfällen diente.
„Woher, edler Junker?“ sprach Scheurl und hielt ihn
an im Laufe. „„Hab' meinen Pfeffer verkauft und
muß noch Schulden zahlen, denn gestern hat mich
das Becherspiel manchen Gülden kost. Geht mit,
gleich wird's schlagen und Euer Hausfrau wird Euch,
wie immer um diese Zeit erwarten.““ Scheurl ging mit
und erzählte seine erlebte Geschichte. „Ich weiß nicht,
ist es ein Eidechs, oder ein Salamander, oder gar ein
giftiges Schildktrot, und Augen macht es voll Gift,
wenn ich nur mich nicht versehen habe. Mich dünket, ich
habe durch das Thier schmerzlich Empfinden erhalten.“
Mittlerweile kamen sie an die Stätte des Un—
heils. „„Ja,““ sagte der Braun, „„giftig ist's, denn so
wird's in Thierbüchern beschrieben, hat aber einen
ganz fremden Namen, den ich nicht behalten.““
„Es ist vielleicht ein Krokodil?“ frug Scheurl.
„„Krokodile kriechen nicht an der Wand, sondern
im Nile thun sie wohnen, mehr sieht's wie ein Lind—
wurm qus.““
„Wenn Ihr's fangen wolltet, Junker, schick ich
Euch mein großen, neuen Fischhamen.“